Neue Studie – alter Mythos: Süßstoffe machen Hunger

Neue Studie – alter Mythos: Süßstoffe machen Hunger

Gut konzipierte Studien zeigen, dass eine Kalorienreduktion durch den Einsatz von Süßstoffen hilfreich im Rahmen des Gewichtsmanagement ist. Trotzdem steht immer wieder in der Diskussion, ob Süßstoffe bei der Gewichtsreduktion unterstützen und hilfreich sein können, oder ob sie nicht sogar den gegenteiligen Effekt haben und Hunger verursachen. Eine Studiengruppe der Keck School of Medicine wollte nun den unterschiedlichen Studienaussagen auf den Grund gehen und verglich dafür verschiedene Bevölkerungsgruppen (Männer und Frauen – normalgewichtig, übergewichtig, adipös), um Gründe für widersprüchliche Ergebnisse herauszufinden.

Süßstoffe und Hunger: Saccharose versus Sucralose

Die Wissenschaftler ließen die insgesamt 74 Teilnehmer:innen bei drei Besuchen jeweils  300 Milliliter eines mit Saccharose (Haushaltszucker) gesüßten Getränks, eines mit dem Süßstoff Sucralose gesüßten Getränks oder Wasser als Kontrolle trinken. In den darauffolgenden zwei Stunden maßen die Forscher drei Dinge: die Aktivierung von Gehirnregionen, die für Appetit und Essensgelüste verantwortlich sind, als Reaktion auf Bilder von kalorienreichen Lebensmitteln, wie einem Burger und einem Donut, die Werte von Glukose (Blutzucker), Insulin und anderen Stoffwechselhormonen im Blut und die Menge an Lebensmitteln, die an einem Buffet am Ende jeder Sitzung verzehrt wurde.

  • Die bildgebenden Untersuchungen ergaben eine erhöhte Aktivität in den Hirnregionen, die für Heißhunger und Appetit verantwortlich sind, sowohl bei Frauen als auch bei adipösen Personen, nachdem sie sucralosehaltige Getränke konsumiert hatten, im Vergleich zu Getränken mit Zucker.
  • Die Studie zeigte einen allgemeinen Rückgang der Hormonspiegel, die dem Körper signalisieren, dass er sich satt fühlt, nachdem die Teilnehmer das sucralosehaltige Getränk im Vergleich zum zuckerhaltigen Getränk getrunken hatten, was laut der Wissenschaftler:innen darauf hindeutet, dass kalorienfrei gesüßte Getränke das Hungergefühl möglicherweise nicht wirksam unterdrücken.
  • Schließlich aßen die weiblichen Teilnehmer, nachdem sie das sucralosehaltige Getränk getrunken hatten, mehr am Imbissbuffet als nach dem Verzehr des saccharosehaltigen Getränks, während sich die Aufnahme bei den männlichen Teilnehmern nicht unterschied.

Macht Sucralose hungriger als Zucker?

Bei der Interpretation der Studienergebnisse müssen einige Punkte beachtet werden. Die Wissenschaftler:innen räumen in der Pressemeldung zur Studie selber ein, dass die Teilnehmer:innen vor der Studie über Nacht (12 Stunden) gefastet hatten und wahrscheinlich  dadurch hungriger waren als üblich. Um die 2-Stunden-Plasmaglukose-, Insulin- und GLP-1-Spiegel nach der

Aufnahme des Getränks zu erfassen, fand die Ad-libitum-Buffet-Mahlzeit zudem etwa 125 Minuten nach der Aufnahme des Getränks statt – die Sucralose-Gruppe war zu dem Zeitpunkt also schon über 14 Stunden ohne Kalorienzufuhr – es ist also fraglich, ob hier noch valide Aussagen über das Essverhalten  getroffen werden können. Zudem bekam die Zuckergruppe ein mit 75 g Saccharose beladenes Getränk, – das entspricht 300 kcal und führt zu einem Anstieg der peripheren Glukose und der appetitregulierenden Hormone. Sucralose hingegen liefert keine Kalorien und hat auch keinen Einfluss auf den Blutzuckerspiegel und kann daher auch keine Sättigung bewirken. Die mehr aufgenommene Kalorienmenge durch die Sucralosegruppe am Buffet lag zwar höher als die der Zuckergruppe, aber die 300 kcal wurden nicht überschritten, sondern noch nicht einmal kompensiert (eFigur 6).

Sucralose Studie: Gegenteiliges Ergebnis

Interessanterweise kam eine frühere Studie derselben Forschergruppe (wie Yunker et al.) im Jahr 2020 zu einer gegenteiligen Schlussfolgerung: “Obwohl die Beziehung zwischen beobachteten akuten Effekten und den Auswirkungen eines regelmäßigen Sucralosekonsums nicht klar ist, ist es möglich, dass akute Effekte im Laufe der Zeit zu einer verringerten Energieaufnahme führen könnten”.(2)

Die Ergebnisse dieser akuten Kurzzeitstudie von Yunker et al. stehen auch in völligem Gegensatz zu den Ergebnissen einer längerfristigen klinischen Studie an 123 Personen mit Übergewicht und Adipositas, die zeigte, dass der Sucralose-Konsum zu einer seltenerer Nahrungsaufnahme, einer niedrigeren Energiezufuhr und einem Gewichtsverlust nach einem Zeitraum von drei Monaten führte.(3)

Sucralose: Geringere kurzfristige Kalorienaufnahme - kein Hunger

Die Ergebnisse randomisierter kontrollierter Studien (RCTs), dem Goldstandard in der Ernährungsforschung, zeigen durchweg, dass der Verzehr von Süßstoffen, einschließlich Sucralose, tatsächlich zu einer geringeren kurzfristigen Kalorienaufnahme führt, wenn sie anstelle von Zucker verzehrt werden (4,5,6,7). Diese Kalorieneinsparungen sind wichtig, wie eine kürzlich durchgeführte systematische Überprüfung und Metaanalyse von 35 RCTs zeigt, die ergab, dass die Gesamtenergieaufnahme mit Süßstoff im Vergleich zu Zucker signifikant um etwa 130 Kalorien niedriger war.(6)

Darüber hinaus zeigen gründliche systematische Übersichten und Metaanalysen von RCTs, die die Auswirkungen von Süßstoffen auf das Körpergewicht untersuchten, dass der Ersatz von Zucker durch Süßstoffe zu einer mäßigen, aber signifikanten Gewichtsreduzierung führt (7,8). Dieser positive Effekt von Süßstoffen wurde sogar noch deutlicher bei Menschen mit Übergewicht/Adipositas festgestellt (5,8), was im Gegensatz zu den Behauptungen von Yunker et al. steht.

Süßstoffe & Hunger: Sucralose und Co. als Teil einer gesunden Ernährung

Süßstoffe können Teil eines gesünderen Lebensstil sein. Sie bieten eine große Auswahl an süß schmeckenden Optionen mit wenig oder gar keinen Kalorien und können daher, wenn sie anstelle von Zucker und als Teil einer ausgewogenen Ernährung verwendet werden, einen nützlichen Beitrag zur Verringerung der Gesamtzucker- und Kalorienaufnahme sowie zur Steuerung des Blutzuckerspiegels leisten.

Fragen & Antworten

Anja RothÖFFENTLICHKEITSARBEIT DEUTSCHLAND

Süßstoff-Verband e.V.

Postfach 90 60 85,

51127 Köln

+49 (0) 2203 20 89 45

info@suessstoff-verband.de