Tag der Süße 2025

Wir feiern 55 Jahre Süßstoff-Verband

In diesem Jahr feiern wir am Tag der Süße nicht nur die Freude am süßen Geschmack, sondern auch ein ganz besonderes Jubiläum: 55 Jahre Süßstoff-Verband. Seit seiner Gründung im Jahr 1970 hat sich vieles verändert. Zum Jubiläum nehmen wir dich mit auf eine spannende Zeitreise durch fünf Jahrzehnte voller Entwicklungen und Erkenntnisse.

Wir blicken zurück auf die hartnäckigsten Mythen rund um Süßstoffe und zeigen, wie diese durch wissenschaftliche Erkenntnisse widerlegt wurden. Wir werfen einen Blick auf die Süßstoffe, die in den letzten fünf Jahrzehnten die große Auswahl an praktisch kalorienfreien Süßungsalternativen erweitert haben, und erinnern uns an wichtige Meilensteine, die die Sicherheit von Süßstoffen kontrolliert und bestätigt haben.

Wir zeigen dir außerdem, wie sich die öffentliche Wahrnehmung von Süßstoffen in einem Auf und Ab verändert hat – von Skepsis und Vorurteilen hin zu ihrer heutigen Rolle als feste Größe in einer bewussten Ernährung. Freu dich auf 55 Jahre voller Fakten, Fortschritte und spannender Entwicklungen!

1970: Ein Rückblick in das Gründungsjahr des Süßstoff-Verbandes

1970 war ein Jahr des Wandels und der Neuerungen – geprägt von kulturellen, politischen und gesellschaftlichen Meilensteinen. In Deutschland sorgte der berühmte Kniefall von Warschau durch Willy Brandt für weltweites Aufsehen, während die Beatles ihre Auflösung bekanntgaben und damit eine Ära der Musikgeschichte beendeten. Auch im Alltag gab es Neuerungen: Bei der Wettervorhersage wurde erstmals eine Wetterkarte ohne die Darstellung europäischer Grenzen gezeigt – ein kleines, aber symbolträchtiges Zeichen für mehr Einheit.

Inmitten all dieser Veränderungen wurde der Süßstoff-Verband mit dem Ziel gegründet, „die Forschung auf dem Gebiet der Süßstoffe und die Verbreitung der Forschungsergebnisse sowie die Information der Öffentlichkeit zu fördern”. Bis heute setzt sich der Verband für eine ausgewogene und faktenbasierte Berichterstattung zum Thema „Süße“ in den Medien ein.

Von Vorurteilen zu Fakten: Diese Süßstoff-Mythen gehören der Vergangenheit an

Über die Jahrzehnte haben sich zahlreiche Mythen und Fehlinformationen rund um Süßstoffe verbreitet. Für viele schien die kalorienfreie Süße zu gut, um wahr zu sein. Doch heute ist klar: Behauptungen wie „Süßstoffe machen Schweine fett oder „Süßstoffe lösen Diabetes aus“ sind längst widerlegt. Dank intensiver Forschung und fundierter Aufklärung gehören solche Mythen der Vergangenheit an. 

Mythos: Süßstoffe verursachen Krebs

Woher kommt der Mythos

Im Jahr 1967 sorgten Studien an Versuchstieren für Schlagzeilen. Sie wollen einen Zusammenhang zwischen Cyclamat und Blasenkrebs gefunden haben. Schnell stellte sich jedoch heraus, dass die Versuchstiere extrem hohe Mengen des Süßstoffs erhalten hatten – vergleichbar mit dem lebenslangen täglichen Konsum von 330 Dosen mit Cyclamat gesüßter Limonade. Ein solches Szenario ist in der Realität völlig unrealistisch.

Im Juni 2023 führte ein Gutachten der International Agency for Research on Cancer (IARC) erneut zu Verunsicherung. Die IARC stufte Aspartam als „möglicherweise krebserregend für den Menschen“ ein. Dabei berücksichtigt sie jedoch weder die Aufnahmemengen noch das tatsächliche Risiko. Genau das hat jedoch der Gemeinsamen Sachverständigenausschuss für Lebensmittelzusatzstoffe (JECFA) der WHO und FAO untersucht. Nach einer umfassenden Überprüfung wissenschaftlicher Studien und realer Verzehrdaten bestätigte der Ausschuss am 14. Juli 2023 den gültigen ADI-Wert (Acceptable Daily Intake) für Aspartam und damit dessen Sicherheit.

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Was sagt die Wissenschaft?

Alle in der EU zugelassenen Süßstoffe sind sicher. Eine mögliche Krebsgefahr wird bereits während des Zulassungsverfahrens überprüft. Sollte sich im Nachhinein ein Verdacht ergeben, wird auch diesem nachgegangen. Bisher wurden keinerlei Hinweise darauf gefunden, dass Süßstoffe Krebs verursachen könnten. Auch der Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungsinstituts weist ausdrücklich darauf hin: „Keine Krebsgefahr durch zugelassene Süßstoffe.“

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Mythos: Süßstoffe lassen den Insulinspiegel steigen

Woher kommt der Mythos

1988 führte der Psychologe Blundell eine Untersuchung durch: Testpersonen bekamen vor einer Mahlzeit ein sogenanntes „Preload“ – eine wässrige Aspartam-Lösung oder saccharin-gesüßten Joghurt. Im Vergleich zur Kontrollgruppe mit Zucker gaben sie an, ein größeres Hungergefühl zu verspüren. Daraus entstand die Vermutung, dass der süße Geschmack „reflexartig“ Insulin ausschüttet.

Da Süßstoffe keine Energie oder Kohlenhydrate liefern, sollte dies angeblich zu einem Abfall des Blutzuckerspiegels und verstärktem Hunger führen. Diese vermutete cephalische Insulinsekretion wurde jedoch nie wissenschaftlich belegt. Trotzdem blieb die Behauptung des Psychologen bei vielen im Kopf.

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Was sagt die Wissenschaft?

Süßstoffe verursachen auf der Zunge einen süßen Geschmack, verhalten sich im Körper jedoch wie Wasser. Sie haben weder Einfluss auf die Insulinausschüttung noch auf Hunger oder Appetit. Insulin- und Blutzuckerspiegel verändern sich nach dem Verzehr von Süßstoffen nicht – weder unmittelbar nach dem Essen noch während des Verdauungsprozesses. Das zeigen die Ergebnisse einer Reihe gut konzipierter Humanstudien.

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Mythos: Süßstoffe lassen Ferkel schneller wachsen

Woher kommt der Mythos

Die Behauptung, dass Süßstoffe in der Schweinemast eingesetzt werden, um Ferkel dick zu machen, tauchte in den Medien immer wieder auf. Doch woher kommt er eigentlich? Ende der 1980er-Jahre wurde Süßstoff für die Verwendung in Ferkelfutter zugelassen. Allerdings nicht, um die Ferkel damit zu mästen, sondern um ihnen den Übergang von der süßen Sauenmilch auf das Tierfutter zu erleichtern. In der Praxis findet eine solche Süßung jedoch nicht statt.

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Was sagt die Wissenschaft?

Süßstoffe liefern keine Kalorien und regen weder den Muskel- noch den Fettaufbau an, wie mehrere Studien belegen.

Mythos: Süßstoffe verursachen Diabetes

Woher kommt der Mythos

Der Mythos, Süßstoffe könnten Diabetes auslösen, hat bei vielen Menschen für Unsicherheit gesorgt. Zusätzliche Verwirrung entstand durch die Streichung der Diabetikerlebensmittel. Bis 2010 galten spezielle Lebensmittel mit der Kennzeichnung „Diabetikergeeignet“ als fester Bestandteil der Diabetes-Ernährung. Diese Produkte enthielten statt Haushaltszucker entweder kalorienfreie Süßstoffe, Zuckeraustauschstoffe oder auch Fruktose. 

Durch den Einsatz von Fructose boten Diabetikerlebensmittel jedoch oft keinen Kalorien-Vorteil. Viele enthielten genauso viele Kalorien wie vergleichbare Produkte und hatten mitunter zu viel Fett und ein ungünstiges Fettsäuremuster. Die Fruktose geriet zudem zunehmend in die Kritik: Sie wird zwar ohne Insulin verstoffwechselt, liefert aber genauso viele Kalorien wie Haushaltszucker und steht im Verdacht, ungünstige Auswirkungen auf die Leber zu haben. 
 
Neue wissenschaftliche Erkenntnisse und die Abkehr von der Bezeichnung „Altersdiabetes“ führten zu einem grundlegenden Wandel in der Ernährungsempfehlung bei Diabetes. Daher wurde 2010 die Regelung für spezielle Anforderungen an diätetische Lebensmittel für Diabetiker gestrichen. Seitdem gelten für Menschen mit Diabetes die gleichen allgemeinen Ernährungsempfehlungen wie für die Gesamtbevölkerung: eine bedarfsangepasste, ausgewogene, vollwertige Mischkost nach den Prinzipien der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE). 

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Was sagt die Wissenschaft?

Süßstoffe steigern die Lebensqualität vieler Diabetiker*innen, da süßer Genuss für sie ohne kalorienfreie Süße stärker eingeschränkt wäre. Menschen mit Diabetes oder Glucosetoleranzstörungen müssen auf eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung achten. Im Gegensatz zu Zucker haben Süßstoffe den Vorteil, dass sie süßen Geschmack bieten, ohne den Blutzuckerspiegel zu beeinflussen. An Diabetes Erkrankte können Süßstoffe daher bedenkenlos in ihre tägliche Ernährung integrieren, ohne sie auf Kohlenhydrate bzw. Broteinheiten anzurechnen.

Dies unterstreicht auch die halbjährlich aktualisierte Praxisempfehlung der Deutschen Diabetes Gesellschaft. Hier heißt es, dass der Verzehr von Süßstoffen bei Typ-2-Diabetes bei Einhaltung der jeweiligen Höchstmengen gesundheitlich unbedenklich ist und im Rahmen einer Diabetestherapie sinnvoll sein kann. Begründet wird dies damit, dass Süßstoffe keinen Einfluss auf den Appetit haben und die Glukose- und Insulinregulierung nicht negativ beeinflussen.

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Mythos: Süßstoffe verändern das Darmmikrobiom

Woher kommt der Mythos

Im Jahr 2014 sorgte eine israelische Studie für Besorgnis über die Wirkung von Süßstoffen auf das Darmmikrobiom und den Blutzuckerspiegel. Die Aussagekraft der Studie war jedoch begrenzt: Die Teilnehmergruppen waren mit jeweils nur 20 Personen sehr klein, und die Probanden hatten zuvor ein halbes Jahr lang keine süßstoffgesüßten Produkte konsumiert. Zudem wurde der Glukosetoleranztest eigenständig durchgeführt, was zu Schwankungen führen konnte. Auch die Insulinwerte, die nicht unter Nüchternbedingungen gemessen wurden, schränkten die Ergebnisse weiter ein.

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Was sagt die Wissenschaft?

Die Mikrobiomforschung der letzten zwei Jahrzehnte hat gezeigt, dass der menschliche Darm ein einzigartiges und komplexes Ökosystem beherbergt. Erkenntnisse aus Tierversuchen sind daher nicht ohne Weiteres auf den Menschen übertragbar. Untersuchungen an Menschen sind nur schwer kontrollierbar und in In-vitro-Studien lässt sich das komplexe, interaktive System des menschlichen Verdauungssystems und der Mikrobiota nicht vollständig abbilden. Zu diesem Schluss kommen auch Studien, die sich mit der Thematik „Süßstoffe und das Mikrobiom“ befasst haben.

Süßstoffe machen mengenmäßig nur einen geringen Anteil unserer Ernährung aus. Ein Einfluss auf das Mikrobiom ist daher eher unwahrscheinlich. Zudem gelangen nicht alle Süßstoffe bis in den Darm, da viele bereits vorher in ihre Bestandteile zerlegt oder über die Nieren ausgeschieden werden. Eine Vielzahl an Studien zeigt, dass Süßstoffe weder bei Menschen noch bei Mäusen einen Einfluss auf die Mikrobiota haben.

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Von Saccharin bis Advantam: Süßstoffe vor und nach 1970

Süßstoff ist – in Form von Saccharin – seit über 130 Jahren Teil unserer Ernährung. Heute sind in der EU insgesamt elf Süßstoffe zugelassen, die eine kalorienfreie Alternative zu Zucker bieten und eine bewusste Ernährung erleichtern. Für viele Verbraucherinnen und Verbraucher sind Produkte mit Süßstoffen eine selbstverständliche Möglichkeit, um Süße zu genießen, ohne auf Zucker zurückzugreifen. Doch welche Süßstoffe gab es im Jahr 1970 bereits? Und welche Innovationen kamen über die Jahrzehnte hinzu?

Welche Süßstoffe gab es schon im Jahr 1970?

1879 | Entdeckung des ersten Süßstoffs Saccharin
Der deutsche Zuckersachverständige Dr. Constantin Fahlberg entdeckt zufällig einen extrem süß schmeckenden Stoff. Er nennt ihn Saccharin (griechisch: Saccharan = Zucker). Nach zahllosen Selbstversuchen – Fahlberg konsumiert täglich 10 g Saccharin – meldet er das Patent an.

1937 | Cyclamat: Entdeckung bei der Arzneimittelentwicklung
Bei der Suche nach einem fiebersenkenden Arzneimittel wird durch Zufall Cyclamat entdeckt, als ein Chemiker bemerkt, dass seine auf dem Labortisch abgelegte Zigarette süß schmeckt.

1965 | Zulassung Saccharin und Cyclamat
Die Süßstoffe Saccharin und Cyclamat werden in der Verordnung zu diätetischen Lebensmitteln der Bundesrepublik aufgenommen.

1967 | Ascesulfam K – der Zufallsfund im Labor
Chemiker Karl Clauß bemerkt bei der Arbeit im Labor ein weißes Pulver auf seinem Pulli. Er macht eine Geschmacksprobe und nimmt ein süßliches Aroma wahr – ohne es zu wissen, hat er damit einen neuen Süßstoff entdeckt: Acesulfam-K.

1967 | Aspartam: Ein neuer Süßstoff auf dem Markt
Mit Aspartam kommt ein aus den Eiweißbausteinen L-Asparaginsäure und L-Phenylalanin zusammengesetzter Süßstoff auf den Markt. Eiweißbausteine, die auch von Natur aus in den meisten proteinhaltigen Nahrungsmitteln wie Fleisch, Milchprodukten und Gemüse vorkommen.

Süßstoff-Innovationen – die Neuzugänge der letzten fünf Jahrzehnte

Seit der Gründung des Süßstoff-Verbands im Jahr 1970 hat sich die Auswahl an kalorienfreien Süßungsmitteln erheblich erweitert. In den letzten fünf Jahrzehnten hat die Forschung eine Vielzahl neuer Alternativen hervorgebracht, die die Palette der Süßstoffe kontinuierlich erweitert haben. Diese Innovationen haben sowohl die Anwendungsmöglichkeiten als auch die Süßkraft und den Geschmack kalorienfreier Süße vielseitiger gemacht.

1994 | Thaumatin wird in der EU zugelassen: Süße aus der Katamfe-Pflanze
Der natürlich vorkommende Süßstoff wurde bereits zwischen 1841 und 1855 in den Beeren der westafrikanischen Katamfe-Pflanze entdeckt. Er ist 2000 bis 3000-mal süßer als Zucker und hat einen lakritzähnlichen Beigeschmack. In Kombination mit anderen Süßstoffen sorgt er jedoch für eine harmonische Geschmacksabrundung.

1994 | Zulassung von Neohesperidin-Dihydrochalkon: Der Süßstoff-Verstärker
Im Jahr 1994 wurde Neohesperidin DC in Deutschland zugelassen. Der Süßstoff verstärkt die Wirkung anderer Süßstoffe. Er wird aus den in Zitrusfrüchten vorkommenden Flavonoiden Neohesperidin gewonnen und häufig in Getränken, Kaugummi, Speiseeis und Arzneimitteln eingesetzt.

2004 | EU-Zulassung von Aspartam-Acesulfam-Salz: Süßstoff mit zuckerähnlichem Geschmack
Aspartam-Acesulfam-Salz ist eine salzartige Verbindung aus den beiden Süßstoffen Aspartam und Acesulfam-K. Es ist etwa 350-mal süßer als Zucker. Der Süßstoff besitzt einen besonders zuckerähnlichen Geschmack und ist gut wasserlöslich. Wegen seiner sehr hohen Süßkraft werden nur sehr geringe Mengen gebraucht.

2004 | Sucralose wird in der EU zugelassen: Der vielseitige Süßstoff
Sucralose wird aus Zucker gewonnen und zeichnet sich insbesondere in Kombination mit anderen Süßstoffen aus. Durch seine hohe Qualität an Süße, seine sehr gute Wasserlöslichkeit und seine Stabilität ist er in einer breiten Palette an Lebensmitteln und Getränken anwendbar. Vom Menschen wird Sucralose größtenteils unverändert ausgeschieden.

2010 | EU-Zulassung von Neotam: Der Süßstoff für intensive Aromen
Neotam ist ein Aspartam-Derivat. Die darin enthaltene Aminosäure kommt auch in den meisten proteinhaltigen Nahrungsmitteln wie Fleisch, Milchprodukten und Gemüse vor. Neotam erzeugt einen lang anhaltenden Süßgeschmack. Neben seinem zuckerähnlichen Geschmack verstärkt und intensiviert der Süßstoff insbesondere das Aroma von Zitrusfrüchten, Vanille, Minze und Schokolade.

2011 | Die Verwendung von Stevia wird genehmigt: Kalorienfreie Süße aus subtropischen Pflanzen
Gewonnen werden die süßschmeckenden Steviolglycoside, bekannt als „Stevia”, durch Extraktion aus den Blättern der Stevia rebaudiana. Die blattreiche, krautige, subtropische Pflanze stammt ursprünglich aus dem Dreiländereck Argentinien, Brasilien und Paraguay.

2014 | EU-Zulassung von Advantam: Der Süßstoff für extreme Süße
Advantam darf in der Europäischen Union zur Süßung von Lebensmitteln verwendet werden. Der extrem süße Süßstoff mit einer 20.000 bis 37.000-fachen Süßkraft verstärkt und intensiviert Citrus-, Frucht- und Minzaromen und verlängert den Süßgeschmack.

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Die bewegte Süßstoff-Geschichte

Wusstest du, dass die Süßstoff-Herstellung in Deutschland ihren Ursprung nahm, oder dass Süßstoff nach dem Ersten Weltkrieg so gefragt war, dass er sogar in einer Heiligenstatue nach Deutschland geschmuggelt wurde?

Von Anfang an unter der Lupe: Süßstoffe – streng geprüfte Zusatzstoffe

Die Regulierung von Süßstoffen reicht fast so weit zurück wie die Entdeckung der Süßstoffe selbst. Bereits im Jahr 1898 wurde das erste Süßstoffgesetz veröffentlicht. Das Gesetz „betreffend den Verkehr mit künstlichen Süßstoffen“ regelte den Einsatz und die Verwendung von Süßstoffen.

Ein wichtiger Schritt auf europäischer Ebene war die Einführung der EU-Süßungsmittel-Richtlinie (94/35/EG) im Jahr 1994. Diese Regelung schuf erstmals einheitliche Standards für den Einsatz von Süßstoffen in der gesamten Europäischen Union und wurde 1998 in deutsches Recht überführt.
Im Jahr 2008 wurde mit der Verordnung (EG) Nr. 1333/2008 schließlich ein einheitliches Zulassungsverfahren für alle Lebensmittelzusatzstoffe, einschließlich Süßstoffen, etabliert. Diese Verordnung regelt die Zulassung, Höchstmengen und Einsatzbereiche von Zusatzstoffen und stellt sicher, dass diese strengen Prüfungen durchlaufen.

Neubewertungen von Süßstoffen durch die EFSA

Die EFSA führt regelmäßig Neubewertungen von Lebensmittelzusatzstoffen durch, die vor Januar 2009 in der EU zugelassen wurden. Ziel dieses umfassenden Prozesses ist es, sicherzustellen, dass auch bereits zugelassene Stoffe weiterhin den höchsten Sicherheitsstandards entsprechen.

Die wissenschaftlichen Sachverständigen der EFSA berücksichtigen alle verfügbaren Erkenntnisse, darunter neue Studien und aktuelle Forschungsergebnisse. Dabei werden sowohl kurz- als auch langfristige Auswirkungen auf die Gesundheit analysiert. Dieser Ansatz gewährleistet, dass die Sicherheit der Stoffe stets auf dem neuesten Stand der Wissenschaft basiert.

Ergebnisse aktueller Neubewertungen

  • Saccharin (2024) und Acesulfam K (2025): Beide Süßstoffe wurden im Rahmen der Neubewertung als sicher bestätigt. Darüber hinaus wurde die zulässige tägliche Aufnahmemenge (ADI) in beiden Fällen angehoben. Die EFSA stellte fest, dass selbst die höchste geschätzte Konsummenge im Allgemeinen deutlich unter diesem Schutzwert liegt.
  • Weitere erfolgreiche Neubewertungen: Auch Aspartam, Thaumatin und Neohesperidin DC haben die Neubewertung erfolgreich durchlaufen und wurden als sicher eingestuft.

1970 bis 2025: So hat sich die Wahrnehmung von Süßstoffen verändert

Die Rolle von Süßstoffen in der Ernährung hat sich seit den 1970er-Jahren stark gewandelt. Ursprünglich wurden sie vor allem als Zuckerersatz genutzt, insbesondere von Menschen mit Diabetes oder von Personen, die ihren Zuckerkonsum gezielt reduzieren wollten. In den 1980er-Jahren führten Innovationen wie die Einführung von Cola Light dazu, dass Süßstoffe zunehmend mit einem gesundheitsbewussten Lebensstil und Kalorienreduktion in Verbindung gebracht wurden. In der Folge fanden sie breite Akzeptanz in einer Vielzahl von Lebensmitteln, darunter Getränken, Joghurts und Süßwaren. So wurden Süßstoffe zu einem festen Bestandteil des alltäglichen Lebensmittelangebots.

Heute gehören Süßstoffe zum täglichen Genuss

Lebensmittel mit Süßstoffen sind heute für viele Menschen ein fester Bestandteil ihres Alltags. Eine repräsentative GfK eBUS®-Verbraucherumfrage im Auftrag des Süßstoff-Verbands e.V. zeigt, dass zwei Drittel der Befragten Light- oder Zero-Produkte täglich oder mehrfach pro Woche konsumieren. Jede*r Zweite greift sogar täglich zu Lebensmitteln mit kalorienfreier Süße.

Besonders beliebt sind Light- und Zero-Getränke, die mindestens einmal pro Woche konsumiert werden. Joghurts und Milchgetränke mit Süßstoffen sowie mit Süßstoff gesüßte Bonbons und Kaugummis finden ebenfalls regelmäßig ihren Weg in den Einkaufskorb. Aber auch Süßstoffe in Tablettenform oder als Flüssigsüße erfreuen sich weiterhin großer Beliebtheit.

Bewusste Entscheidung für kalorienfreie Süße

Produkte mit Süßstoffen werden heute nicht mehr als Ersatz- oder Alternativprodukte wahrgenommen. Sie haben sich längst als eigenständige Kategorie etabliert, die bewusst ausgewählt wird. Dies zeigt sich in der Studie am Beispiel von Cola-Getränken: 62 Prozent der Befragten greifen zu einem anderen kalorienfreien Getränk, wenn ihr bevorzugtes Light- oder Zero-Produkt nicht verfügbar ist. Die Befragten unterscheiden also zwischen den Kategorien und sind vom Light-Genuss überzeugt.

Sie kennen die Vorteile der Produkte und integrieren sie daher gezielt in ihren Speiseplan. 61 Prozent geben als Konsumgrund an, dass sie auf die Kalorienzahl achten. Das Thema Ernährung ist ihnen sehr wichtig. Aus diesem Grund greifen sie zu Light- oder Zero-Lebensmitteln. Dies gilt auch für Personen, die ihr Gewicht reduzieren möchten (56 Prozent). Ein weiterer entscheidender Vorteil aus Verbrauchersicht ist die Zahnfreundlichkeit der kalorienfreien Süße. 65 Prozent wählen eine nicht-kariogene Variante, um ihre Zähne zu schützen.

Diese Ergebnisse unterstreichen, dass Süßstoffe heute nicht nur für Genuss stehen, sondern auch für eine bewusste und gesundheitsorientierte Ernährung.

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