Neue Studie zeigt: Süßstoffe steigern nicht den Appetit
Randomisierte, kontrollierte Studie unterstreicht den Nutzen von Süßstoffen
Süßstoffe steigern nicht den Appetit, können aber einen nützlichen Beitrag zur Steuerung des Blutzuckerspiegels leisten. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie der Universität Leeds, die in Zusammenarbeit mit dem Rhône-Alpes Research Center for Human Nutrition durchgeführt wurde (1). Die randomisierte kontrollierte Studie ergab, dass der Verzehr von Lebensmitteln, die Süßstoffe enthalten, zu einer ähnlichen Verringerung des Appetitgefühls und der appetitanregenden Hormonreaktionen führt wie der Verzehr zuckerhaltiger Lebensmittel. Der Unterschied: Insulin- und Blutzuckerspiegel waren nach dem Verzehr der süßstoffgesüßten Lebensmittel niedriger. Damit liefert die Studie belastbare Ergebnisse zu einem viel diskutierten Thema: dem Effekt von Süßstoffen auf den Appetit.
Initiiert wurde die Studie vom SWEET Konsortium, einer Kooperation aus 29 europäischen Forschungs-, Verbraucher- und Industriepartnern, die sich mit dem langfristigen Nutzen und den potenziellen Risiken von Süßstoffen und Süßungsmitteln beschäftigen.
Innovatives Studiendesign zeigt die Auswirkung der täglichen Verwendung von Süßstoffen
Die in der Fachzeitschrift The Lancet veröffentlichte Studie unterscheidet sich in mehrfacher Hinsicht von bisherigen Untersuchungen zur Wirkung von Süßstoffen auf Appetit und Blutzuckerspiegel. So wurde die Studie nicht wie üblich mit Getränken, sondern mit Keksen durchgeführt. Die Fruchtfüllung der verwendeten Kekse enthielt entweder Zucker oder einen der Süßstoffe Steviolglycoside („Stevia“) oder Neotam. Neotam hat einen ähnlichen Geschmack wie Zucker und verstärkt das Aroma von Zitronen und anderen Früchten.
Bisher gibt es außerdem nur sehr wenige Studien, die sich mit den Auswirkungen des wiederholten täglichen Verzehrs von Süßstoffen in der normalen Ernährung befassen. Hervorzuheben ist dabei auch die Auswahl der Versuchspersonen. An der Studie nahmen 53 erwachsene Frauen und Männer mit Übergewicht oder Adipositas teil. In bisherigen Studien waren übergewichtige Personen häufig unterrepräsentiert und nur selten wurden beide Geschlechter einbezogen. Die Studie trägt somit zu einer repräsentativeren und realitätsnäheren Evidenzbasis bei.
Dauer und Durchführung der randomisierten, kontrollierten Studie
Die Studie wurde 2021 und 2022 durchgeführt und umfasste drei Verzehrperioden von jeweils zwei Wochen. Während dieses Zeitraums erhielten die Teilnehmenden morgens Kekse mit Zucker, Stevia oder Neotam. Zwischen den verschiedenen Verzehrperioden lagen Pausen von 14 bis 21 Tagen. Tag 1 und Tag 14 jeder Verkostung fanden im Labor statt. Die Versuchspersonen wurden gebeten, die Nacht zuvor zu fasten. Mit einer Blutprobe wurden im Labor zunächst die Ausgangswerte für Glukose, Insulin und die appetitregulierenden Hormone, Ghrelin, GLP-1 und pankreatisches Polypeptid, bestimmt. Ergänzend wurden Fragen zum Appetit und zu den Nahrungspräferenzen gestellt. Zwei Stunden nach der Mahlzeit wurden erneut die Glukose- und Insulinspiegel sowie die mit der Nahrungsaufnahme in Zusammenhang stehenden Hormone gemessen.
Der methodische Ansatz der Studie als doppelblinde, randomisierte, kontrollierte Studie trägt wesentlich dazu bei, die Zuverlässigkeit und Genauigkeit der gewonnenen Daten zu gewährleisten. Die Teilnehmenden wurden zufällig den verschiedenen Versuchsgruppen zugewiesen. Um sicherzustellen, dass die drei Kekse in Bezug auf Geschmack, Konsistenz und Energiegehalt vergleichbar sind, wurden den mit Süßstoff gesüßten Keksen Zuckeraustauschstoffe (Mannitol und Sorbitol) zugesetzt. Dadurch konnten die Einflüsse der Süßstoffe unter vergleichbaren und standardisierten Bedingungen beobachtet werden. Dieser Goldstandard an Beweisen minimiert Verzerrungen und ermöglicht eine objektive Interpretation der Effekte von Süßstoffen auf die endokrinen und metabolischen Reaktionen der Proband*innen.
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Studienergebnisse: Kekse mit Süßstoffen sättigen ähnlich, senken aber Insulin- und Blutzuckerspiegel
Die Ergebnisse zeigen, dass der Verzehr von Keksen mit Süßungsmitteln im Vergleich zu Keksen mit Zucker keine signifikanten Unterschiede in Bezug auf Appetit oder hormonelle Reaktionen aufweist. Der Verzehr der Kekse mit Süßstoffen führte zwei Stunden nach dem Verzehr zu niedrigeren Insulinkonzentrationen im Blut, die auch mit niedrigeren Blutzuckerspiegeln einhergingen.
Anne Raben, Co-Koordinatorin des SWEET-Projekts an der Universität Kopenhagen, interpretiert die Studie wie folgt: „Die Ergebnisse zeigen, dass Süßstoffe ein hilfreiches Instrument sind, um die Aufnahme von zugesetztem Zucker zu reduzieren, ohne zu einer kompensatorischen Steigerung des Appetits oder der Energieaufnahme zu führen, und unterstützen so die Nützlichkeit von Süßungsmitteln für Appetit, Energie und Gewichtskontrolle.“(2)
Quellen:
(1)
Catherine Gibbons, Kristine Beaulieu, Eva Almiron-Roig, Santiago Navas-Carretero, J. Alfredo Martínez, Beverley O’Hara, Dominic O’Connor, Julie-Anne Nazare, Alain Le Bail, Cécile Rannou, Charlotte Hardman, Moon Wilton, Louise Kjølbæk, Corey Scott et al.: Acute and two-week effects of neotame, stevia rebaudioside M and sucrose-sweetened biscuits on postprandial appetite and endocrine response in adults with overweight/obesity—a randomised crossover trial from the SWEET consortium. https://doi.org/10.1016/j.ebiom.2024.105005
(2)
https://www.eurekalert.org/news-releases/1039170
Anja RothÖFFENTLICHKEITSARBEIT DEUTSCHLAND
Süßstoff-Verband e.V.
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