Umfangreiche Studien bestätigen: Süßstoffe sind nicht krebserregend

Ist Süßstoff schädlich?

Süßstoffe gehören zu den am gründlichsten erforschten Zusatzstoffen weltweit. Vor der Marktzulassung werden alle kalorienarmen und kalorienfreien Süßungsmittel von den zuständigen Regulierungsbehörden wie dem Sachverständigenausschuss für Lebensmittelzusatzstoffe (JECFA) der Gemeinsamen Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO)/Weltgesundheitsorganisation (WHO), der US-amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) und der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) einer gründlichen Sicherheitsbewertung unterzogen. Die Sicherheitsbewertungen beruhen auf strengen unabhängigen Expertenprüfungen, einschließlich Studien zur Karzinogenität und Krebsepidemiologie (1,2,3,4). Erst wenn diese Behörden die Sicherheit eines Süßstoffes bestätigt haben, darf er verwendet werden. (5,6,7)

Achtung: Korrelation heißt nicht Kausalität

Bei der aktuell vorgelegten Arbeit von Debras et al.(8) handelt es sich um eine Beobachtungsstudie. Diese Form des Studiendesigns weist – wie es in der dazugehörigen Pressemitteilung von den Koautorinnen Charlotte Debras und Mathilde Touvier auch eingeräumt wird, Schwächen auf. Hierzu gehören die selbstberichtete Nahrungsaufnahme, Verzerrungen bei der Datenanalyse, die Auswahl der Studienteilnehmenden (79 Prozent Frauen, Durchschnittsalter 42 Jahre) und geringe Fallzahlen. Zudem – und das ist der wichtigste Punkt – kann diese Art von Studien keine Kausalität feststellen.

So wird auch in der von der WHO unterstützten systematischen Übersichtsarbeit von Toews et al.(8) betont, dass die Ergebnisse von Beobachtungsstudien über die gesundheitlichen Auswirkungen von kalorienarmen und kalorienfreien Süßungsmitteln mit Vorsicht zu interpretieren sind und dass das Augenmerk auf plausible Verfälschungen und umgekehrte Kausalität gerichtet werden sollte. Durch beobachtende Forschung können zwar Korrelationen (oder Zusammenhänge) identifiziert werden, aber Kausalität (Ursache – Wirkung) lässt sich nicht nachweisen. Andere Studiendesigns wie randomisierte kontrollierte Studien werden dazu verwendet, Ursache und Wirkung zu untersuchen und nachzuweisen.

Weitere Informationen zur Interpretation von Ernährungsstudien finden Sie in unserer Podcastfolge: Ernährungsstudien richtig bewerten und einordnen.

Süßstoff ist nicht krebserregend

Wichtig ist auch, dass die epidemiologische Krebsforschung keinen Zusammenhang zwischen dem Verzehr von Süßstoffen und einem erhöhten Krebsrisiko belegt. Jüngste systematische Literaturübersichten, die die gesamte Forschung zu einem bestimmten Thema berücksichtigen, haben ergeben, dass es keine Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen dem Verzehr von kalorienarmen und kalorienfreien Süßungsmitteln und verschiedenen Krebsarten gibt.(10,11)

Auch das deutsche Krebsforschungsinstitut(12)räumt mit dem Mythos „Krebs durch Süßstoffe“ auf und erläutert auf der Website: „zugelassene Zusatzstoffe sind nach heutigem Kenntnisstand, bei Anwendung wie vorgesehen, weder krebserregend noch geht von ihnen eine andere Gefahr für die Gesundheit aus“. Dies steht im Einklang mit den Schlussfolgerungen von Lebensmittelsicherheitsbehörden in aller Welt und deren Bestätigung, dass kalorienarme und kalorienfreie Süßungsmittel kein Krebsrisiko bergen und daher sicher sind.

Maßnahmen zur Reduzierung des Krebsrisikos

Nach den Empfehlungen des Europäischen Kodex zur Krebsbekämpfung (https://cancer-code-europe.iarc.fr/index.php/de/) können weltweit etwa die Hälfte aller Krebserkrankungen mit einem gesunden Lebensstil vermieden werden. Ein gesunder Lebensstil in Bezug auf die Reduzierung des Krebsrisikos umfasst:

  • ein normales Körpergewicht innerhalb eines Body-Mass-Index (BMI) zwischen 18,5 und 24,9 kg/m2
  • eine gesunde Ernährung, welche durch den hauptsächlichen Verzehr von Nahrungsmitteln pflanzlichen Ursprungs, begrenztem Verzehr von rotem Fleisch, die Vermeidung von verarbeitetem Fleisch und begrenztem Konsum von alkoholischen Getränken sowie fett- und zuckerhaltigen Lebensmitteln gekennzeichnet ist
  • für Erwachsene: regelmäßige körperliche Aktivität von mindestens 30 Minuten pro Tag an mindestens 5 Tagen pro Woche. Kinder und Jugendliche sollten täglich mindestens 60 Minuten mäßig bis intensiv körperlich aktiv sein

Fragen & Antworten

Anja RothÖFFENTLICHKEITSARBEIT DEUTSCHLAND

Süßstoff-Verband e.V.

Postfach 90 60 85,

51127 Köln

+49 (0) 2203 20 89 45

info@suessstoff-verband.de

Weiterführende Literatur

1. http://www.fao.org/food/food-safety-quality/scientific-advice/jecfa/en/

2. https://www.fda.gov/food/food-additives-petitions/high-intensity-sweeteners

3. http://www.efsa.europa.eu/en/topics/topic/sweeteners

4. EFSA Protocol on hazard identification and characterization of sweeteners: https://efsa.onlinelibrary.wiley.com/action/downloadSupplement?doi=10.2903%2Fsp.efsa.2020.EN-1803&file=efs31803e-sup-0001-annex.pdf

5. EFSA opinion on aspartame: EFSA Journal 2013;11(12):3496

6. Magnuson BA, Carakostas MC, Moore NH, Poulos SP, Renwick AG. Biological fate of low-calorie sweeteners. Nutr Rev 2016; 74(11): 670-689

7. Serra-Majem L, Raposo A, Aranceta-Bartrina J, et al. Ibero–American Consensus on Low- and No-Calorie Sweeteners: Safety, nutritional aspects and benefits in food and beverages. Nutrients 2018; 10: 818

8. Debras C, Chazelas E, Srour B, DruesnePecollo N, Esseddik Y, Szabo de Edelenyi F, et al. Artificial sweeteners and cancer risk: Results from the NutriNet-Sante´ population-based cohort study. PLoS Med 2022;19(3): e1003950. https://doi.org/10.1371/journal.pmed.1003950

9. Toews I, Lohner S, de Gaudry DK, Sommer J, Meerpohl JJ. Association between intake of non-sugar sweeteners and health outcomes: systematic review and meta-analyses of randomised and non-randomised controlled trials and observational studies. BMJ 2019; 363: k4718

10. Haighton L, Roberts A, Jonaitis T, Lynch B. Evaluation of aspartame cancer epidemiology studies based on quality appraisal criteria. Regul Toxicol Pharmacol 2019 Apr;103:352-362

11. EFSA Scientific opinion on the substantiation of health claims related to intense sweeteners. EFSA 2011 Journal 9(6): 2229, and 9(4): 2076 and Commission Regulation 432/2012/EU (OJ L 136 25.5.2012, p. 1)

12. https://www.krebsinformationsdienst.de/vorbeugung/risiken/lebensmittelzusatzstoffe.php