So süß wird die Zukunft – Corina Scherrers Fazit

So süß wird die Zukunft – Corina Scherrers Fazit

Frontalvorträge von einzelnen ExpertInnen, Zurückhaltung im Publikum was Fragen und Anregungen betrifft und wenig Zeit, die anderen TeilnehmerInnen in den Kaffeepausen kennenzulernen. Diese Charakteristika treffen auf klassische Fachtagungen und -kongresse mal mehr, mal weniger zu. Ein ganz anderes Format wurde diesmal für das Sweetcamp in Bonn in der Deutschen Welle gewählt. Unter dem Motto „Wie süß wird die Zukunft?“ veranstaltete der Süßstoffverband das erste Sweetcamp – ein Barcamp.

So süß wird die Zukunft – Mein Fazit zum Sweetcamp 2018

Frontalvorträge von einzelnen ExpertInnen, Zurückhaltung im Publikum was Fragen und Anregungen betrifft und wenig Zeit, die anderen TeilnehmerInnen in den Kaffeepausen kennenzulernen. Diese Charakteristika treffen auf klassische Fachtagungen und -kongresse mal mehr, mal weniger zu.

Ein ganz anderes Format wurde diesmal für das Sweetcamp in Bonn in der Deutschen Welle gewählt. Unter dem Motto „Wie süß wird die Zukunft?“ veranstaltete der Süßstoffverband das erste Sweetcamp – ein Barcamp. Mir hat besonders gefallen, dass die unterschiedlichsten VertreterInnen aus Politik, Industrie, Handel, Verbänden, Patientenverbänden, Ernährungswissenschaft, Krankenkassen und Verbraucherorganisationen sich zum Thema „süß“ bereichsübergreifend ausführlich und unvoreingenommen austauschen konnten. Damit wurde ein Dialog möglich, der in der Vergangenheit viel zu wenig Platz hatte. Denn das Ziel ist ja, gemeinsam an gemeinsamen Lösungen zu arbeiten.

Jeder und Jede mit ihrem individuellen Zugang, aus dem eigenen Fachbereich und auch als Privatperson. Reger Austausch und Input von allen Seiten der TeilnehmerInnen ist dabei ausdrücklich erwünscht. Dabei gibt es keine starren Vorgaben, was die Themen betrifft und auch keine Moderation, die die Diskussion in die „richtigen“ Bahnen lenkt. Vielmehr schlagen die TeilnehmerInnen selbst vor, welche Themen sie interessieren würden und wenn sich dafür genug Mitdiskutierende finden, wird eine Session dazu abgehalten. Wie sich die Sessions jeweils entwickeln, ist nicht vorhersehbar und völlig offen. Manchmal entsteht dabei das Gefühl, vom eigentlichen Thema etwas abzudriften, aber das ist gut so, denn dadurch werden die wirklich aktuellen, „heißen“ Themen aufgegriffen und es wird garantiert nicht langweilig.

Themen und Schwerpunkte des Tages

Auf diese Weise kristallisierten sich die Schwerpunkte des Tages heraus:

– Wieviel süß ist eigentlich gesund und sind Süßstoffe eine Alternative?

– Welche Annahmen über Zucker und Süßstoffe sind nur Mythen?

– Welche Vorschläge gibt es zur Steuerung des Süß-Konsums und was halten die einzelnen Akteure von diesen Ideen?

– Und last but not least: Was will eigentlich der Verbraucher und wie kann Verbraucher-Aufklärung wirklich funktionieren?

Beim sweetcamp hatte man die Qual der Wahl – zwei Sessions fanden jeweils parallel statt und deshalb konnte ich mich nicht zu allen Diskussionen gesellen. Viele der Themen haben sich aber überschnitten und kamen in fast jeder Session wieder auf.

Süße im Alltag & Zuckersteuer

Wieviel „süß“ ist denn nun okay? Diese Frage konnte wohl nicht abschließend und klar beantwortet werden. In einer der ersten Sessions sollte dies diskutiert werden mit besonderem Schwerpunkt auf „süß“ in der Kinderernährung. Es wurde betont, dass Süßstoffe für Kinder genauso sicher sind, wie für Erwachsene. Trotzdem sollte das Ziel bei den Jüngsten die Gewöhnung an die natürliche Süße in Lebensmitteln sein. Bedenken kamen auf, dass es schwierig sei, Kinder an weniger süß zu gewöhnen, wenn das Angebot an zusätzlich gesüßten Produkten so groß sei. Bei den dabei anzuwendenden Erziehungsmitteln haben sich die Meinungen gespalten – Vorbildfunktion versus Verbote – ebenso bei der allgemeinen Herangehensweise – Individualprävention versus Verhältnisprävention.

In diesem Zusammenhang gab es eine eigene Session für das Thema „Zuckersteuer“, um das man im Moment ja gar nicht herum kommt. Die Zuckersteuer als Steuerungsmittel wurde hier kritisch hinterfragt. Unter anderem gab es die Befürchtung, die Zuckersteuer allein wäre zu kurz gegriffen, um Probleme wie Übergewicht oder Diabetes zu bekämpfen. Den Zucker als Sündenbock zu verteufeln sei einfach, aber nicht zielführend, denn zur Entstehung von Übergewicht würden andere Ernährungskomponenten, wie Fett und Überernährung, sowie Bewegungsmangel ebenso beitragen. VertreterInnen aus der Industrie meldeten sich in dieser Session zu Wort und betonten, dass es bei Lebensmittel- und Getränkeproduzenten schon lange Bestrebungen gäbe, ein vielfältiges Angebot mit zuckergesüßten und zuckerreduzierten Produkten anzubieten.

„Süße“ in der Wahrnehmung der Konsumenten & Verbraucheraufklärung

Einige der stärksten Eindrücke, die ich aus Bonn nach Wien mitgenommen habe, waren, dass das Thema „süß“ gerade ganz starke Wellen schlägt und es hier leider auch sehr viel unrichtige Informationen gibt, die in Folge die VerbraucherInnen verunsichern. Es herrscht eine regelrechte Angst vor „süß“ und auch vor Süßstoffen, obwohl die Entstehung von beispielsweise Übergewicht einer Vielzahl von Faktoren geschuldet ist und Süßstoffe damit gar nichts zu tun haben. Manche der TeilnehmerInnen konsumieren schon seit Jahren Süßstoffe und haben damit auch gute Erfahrungen gemacht, trotzdem verunsichere sie der Eindruck in der letzten Zeit aus den Medien. Diese Befürchtung konnte mit Sicherheit entkräftet werden.

Trotzdem bleibt die Frage, wieso sich solche Annahmen so schnell verbreiten und dann hartnäckig in den Köpfen von VerbraucherInnen halten können. Dazu wussten DiätologInnen, dass sich im Netz sehr schnell jemand als „ErnährungsexpertIn“ selbst deklarieren könne, selbst wenn man zum Beispiel aus reiner Leidenschaft zum Essen Food Blogger wird. Food Blogging bedeutet nicht zwingend Ernährungsexpertise. Selbst wenn ErnährungsexpertInnen sehr wohl auch gute Food Blogger sein können. Das eine bedingt jedoch nicht automatisch das andere. Zusätzlich gab es die Feststellung, dass Emotionen bei der Meinungsbildung eine immer größere Rolle spielen. Sei es bei KonsumentenInnen, bei JournalistInnen, ja selbst bei ExpertInnen wären Emotionen ein Thema – eine rationale Argumentation ist ab dem Zeitpunkt nicht mehr möglich, wo eine reißerische Headline die Angst oder Sorge einmal erweckt hat.

Mein Fazit zum Sweetcamp

Ein wichtiges Fazit des Sweetcamps, bei dem ich eine große Einigkeit unter den Teilnehmenden beobachtet habe, ist die Wichtigkeit von Verbraucheraufklärung und die Stärkung der Ernährungskompetenz bei VerbraucherInnen, Fachkräften und überhaupt allen, die sich dem Thema Ernährung und Genuss auf die eine oder andere Weise widmen.

Vielen Dank für das lockere, einladende und spannende Format des Barcamps! Gerne nehme ich beim nächsten Sweetcamp wieder teil um zu diskutieren, wie süß die Zukunft wird.

Fragen & Antworten

Anja RothÖFFENTLICHKEITSARBEIT DEUTSCHLAND

Süßstoff-Verband e.V.

Postfach 90 60 85,

51127 Köln

+49 (0) 2203 20 89 45

info@suessstoff-verband.de