Neue Studie zeigt Vorteile von Süßstoffen für die Gewichtskontrolle und das Darmmikrobiom
Können Süßstoffe helfen, das Gewicht nach einer Gewichtsreduktion zu halten?
Süßstoffe sorgen in der Ernährungswissenschaft seit langem für Diskussionen. Sind sie hilfreiche Instrumente zur Gewichtskontrolle oder behindern sie die Gewichtsabnahme? Die kürzlich veröffentlichte SWEET-Studie (1) ist eine der bislang größten und längsten klinischen Studien zu diesem Thema. Sie liefert fundierte neue Daten darüber, wie sich die kalorienfreie Süße auf die Gewichtskontrolle, die Darmflora und die kardiometabolische Gesundheit auswirkt.
Die neue, umfangreiche Studie zeigt, dass die Einbeziehung von Süßstoffen in eine gesunde, zuckerreduzierte Ernährung Menschen dabei helfen kann, ihr Gewicht nach einer Gewichtsreduktion über einen Zeitraum von einem Jahr besser zu halten als eine Kontrollgruppe ohne Süßstoffverwendung.
Zudem wurden in der Studie positive Veränderungen in der Zusammensetzung der Darmmikrobiota festgestellt, die mit einer verbesserten Stoffwechselfunktion einhergingen. Diese Veränderungen könnten sich positiv auf die Gewichtskontrolle und die metabolische Gesundheit auswirken.
SWEET-Projekt – Forschungsprogramm mit Fokus auf Süßstoffen
Das SWEET-Projekt ist ein Forschungsprogramm im Rahmen von EU Horizon 2020, dem Forschungs- und Innovationsprogramm der Europäischen Union. Es soll die langfristige Sicherheit und die Auswirkungen von Süßstoffen untersuchen. Im Rahmen des Projekts wurde in einer langfristigen, einjährigen randomisierten kontrollierten Studie (RCT) die Wirkung der Verwendung von Süßstoffen auf die Gewichtskontrolle, die Darmmikrobiota und kardiometabolische Risikomarker untersucht. An der Studie nahmen 341 Erwachsene und 38 Kinder mit Übergewicht oder Adipositas aus Dänemark, Griechenland, Spanien und den Niederlanden teil.
Studiendesign: Langzeitbeobachtung der Gewichtsreduktion über ein Jahr
In der ersten Phase folgten die Erwachsenen acht Wochen lang einer strengen, kalorienarmen Diät. Sie verloren durchschnittlich 10 Kilogramm Körpergewicht. Diejenigen, die diese Gewichtsabnahme erreichten, traten in eine zehnmonatige Phase der Gewichtskontrolle ein. Sie wurden nach dem Zufallsprinzip einer von zwei Gruppen zugeordnet.
Die Süßstoffgruppe ersetzte zuckerreiche Lebensmittel und Getränke im Rahmen einer gesunden Ernährung durch Alternativen mit Süßstoffen wie Aspartam, Sucralose und Stevia. Die Kontrollgruppe wurde angewiesen, Süßstoffe zu vermeiden. Sie nahm weiterhin eine gesunde, zuckerarme Ernährung mit weniger als 10 Prozent der Gesamtenergiezufuhr aus Zucker zu sich.
Studiendesign im Überblick
- Teilnehmer: 341 Erwachsene und 38 Kinder mit Übergewicht oder Adipositas.
- Dauer: 1 Jahr, bestehend aus einer 2-monatigen Gewichtsreduktionsphase und einer 10-monatigen Phase der Gewichtsstabilisierung.
- Interventionsgruppen:
- Süßstoff-Gruppe: gesunde, zuckerarme Ernährung und Erlaubnis, zuckerhaltige Produkte durch Produkte mit Süßstoff (z.B. Aspartam, Acesulfam-K, Saccharin, Steviolglycoside), Polyole (z.B.: Erythrit, Sorbit, Mannit), langsam verdauliche Kohlenhydrate (z.B.: Sucromalt, Isomaltulose) sowie süße Ballaststoffe (Oligosaccharide) zu ersetzen.
- Zuckergruppe: Verzicht auf Süßstoffe, aber weiterhin gesunde, zuckerarme Ernährung mit weniger als 10 % der Gesamtenergie aus Zucker
Die Ergebnisse: Einsatz von Süßstoffen optimiert die Gewichtskontrolle
Nach einem Jahr hatten beide Gruppen mehr als die Hälfte ihres anfänglichen Gewichtsverlusts beibehalten. Diejenigen, die Süßstoffe verwendeten, erzielten jedoch bessere Ergebnisse. Die Süßstoff-Gruppe erzielte im Durchschnitt einen Gewichtsverlust von 7,2 Kilogramm, verglichen mit 5,6 Kilogramm in der Kontrollgruppe. Das entspricht einer Differenz von 1,6 Kilogramm zugunsten der Süßstoffgruppe.
Bei denjenigen mit der strengsten Einhaltung der Ernährungsvorschriften betrug der Gewichtsunterschied sogar 3,8 Kilogramm. Das deutet darauf hin, dass ein konsequenter Ersatz von Zucker durch Süßstoffe noch größere Vorteile bringen könnte.
Süßstoffe reduzieren die Zuckeraufnahme
Bemerkenswert ist, dass die Probanden in der Süßstoff-Gruppe ihre Zuckeraufnahme um etwa das Doppelte gegenüber der Kontrollgruppe reduzierten. Das bestätigt, dass Süßungsmittel ihrem Verwendungszweck entsprechend eingesetzt wurden – als Ersatz für Zucker und nicht als zusätzliche Süßungsquelle.
Die kleinere Gruppe von 38 Kindern zeigte ebenfalls verbesserte BMI-für-Alter-Z-Scores in beiden Gruppen. Es gab jedoch keinen signifikanten Unterschied zwischen der Süßstoffgruppe und der Kontrollgruppe. Da die Anzahl der teilnehmenden Kinder gering war, wurden diese Ergebnisse als vorläufig angesehen.
Studienergebnisse im Überblick
- Gewichtsmanagement:
- Die Süßstoff-Gruppe konnte nach einem Jahr eine größere Gewichtsreduktion (1,6 kg mehr als die Zuckergruppe) aufrechterhalten.
- Höhere diätetische Compliance führte zu einer größeren Gewichtsreduktion.
- Darmmikrobiota:
- Die Süßstoff-Gruppe zeigte signifikante Veränderungen in der Zusammensetzung der Darmmikrobiota, darunter eine erhöhte Anzahl von kurzkettigen Fettsäuren (SCFA)- und Methan-produzierenden Bakterien.
- Leichte gastrointestinale Symptome (Blähungen, Krämpfe, weicher Stuhl) traten in der Süßstoff-Gruppe häufiger auf, was möglicherweise mit den osmotischen Effekten von Polyolen und einer erhöhten Anzahl methanproduzierender Bakterien zusammenhängt.
- Kardiometabolische Gesundheit:
- Nach 6 Monaten zeigte die Süßstoff-Gruppe größere Reduktionen bei BMI, Gesamtcholesterin, LDL-C, HDL-C und Nicht-HDL-C im Vergleich zur Zuckergruppe. Nach einem Jahr waren die Unterschiede jedoch weniger signifikant.
- Es wurden keine negativen Auswirkungen auf die kardiometabolische Gesundheit festgestellt.
- Kinder:
- Bei Kindern gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen hinsichtlich der BMI-z-Score-Änderungen oder anderer kardiometabolischer Parameter.
Süßstoffe und Darmmikrobiom: Veränderungen könnten den Stoffwechsel unterstützen
Die Studie untersuchte auch, wie Süßstoffe die Darmmikrobiota in einer Untergruppe von 137 Erwachsenen beeinflussen. Dabei wurden deutliche Veränderungen in der mikrobiellen Zusammensetzung zwischen den Gruppen beobachtet. Die Probanden der Süßstoff-Gruppe wiesen eine höhere Häufigkeit von Bakterien auf, die kurzkettige Fettsäuren produzieren, sowie von methanproduzierenden Taxa.
Diese Veränderungen stehen im Zusammenhang mit einer verbesserten Stoffwechselregulation. Sie könnten erklären, warum die Süßstoff-Gruppe über ein Jahr hinweg einen größeren Teil ihres Gewichtsverlusts beibehalten hat.
Es wurden keine Anzeichen von Dysbiose oder schädlichen mikrobiellen Mustern festgestellt. Dysbiose bezeichnet ein Ungleichgewicht der natürlichen Besiedlung mit Mikroorganismen, bei dem sich krankmachende oder schädliche Bakterien gegenüber den nützlichen Bakterien stark vermehren.
Interessanterweise zeigte die Studie, dass die Ausgangsprofile der Mikrobiota vorhersagen konnten, welche Personen am besten auf die Intervention ansprechen würden. Das galt insbesondere im Hinblick auf die Vermeidung einer erneuten Gewichtszunahme und Veränderungen der HbA1c-Werte. Diese Erkenntnis legt nahe, dass Darmbakterien Einfluss darauf haben könnten, wie unterschiedlich Menschen auf den Konsum von Süßstoffen reagieren. Das ebnet den Weg für individuellere Ernährungskonzepte.
Süßstoffe und Herzgesundheit
Es wurden keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen hinsichtlich wichtiger Diabetes-Marker wie Glukose, Insulin und HbA1c festgestellt. Nach sechs Monaten zeigte die Süßstoff-Gruppe eine Senkung des Gesamtcholesterinspiegels sowie des LDL- und HDL-Cholesterinspiegels. Nach einem Jahr waren die Unterschiede nicht mehr signifikant.
SWEET-Studie: Süßstoffe können langfristig und sicher zur Gewichtskontrolle beitragen
Die SWEET-Studie liefert einen der bislang überzeugendsten Belege dafür, dass Süßstoffe als Teil einer ausgewogenen, zuckerarmen Ernährung langfristig und sicher zur Gewichtskontrolle beitragen können. Sie weist eine nachhaltige Gewichtsabnahme nach, zeigt positive Auswirkungen auf das Darmmikrobiom und findet keine Beeinträchtigung der kardiometabolischen Gesundheit. Damit widerlegt sie die anhaltenden Bedenken aus Beobachtungsstudien und politischen Debatten.
In einem Kommentar (2) hoben Dr. Sarah Schmitz und Dr. Louis Aronne die Bedeutung der Studienergebnisse hervor. Sie sprachen eine der größten Herausforderungen bei der Behandlung von Adipositas an: die langfristige Gewichtsabnahme. Die SWEET-Studie bezieht eine Vielzahl von realen Lebensmitteln und Getränken ein, die Süßungsmittel enthalten. Zudem rekrutierte sie Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus mehreren europäischen Ländern. Dadurch spiegelt sie die alltäglichen Konsumgewohnheiten besser wider und verbessert die Verallgemeinerbarkeit ihrer Ergebnisse über verschiedene Ernährungs- und Kulturkreise hinweg.
Literatur:
(1) Pang MD, Kjølbæk L, Bastings JJAJ, Andersen SSH, Umanets A, Sost MM, Navas-Carretero S, Reppas K, Finlayson G, Hodgkins CE, Del Álamo M, Lam T, Moshoyiannis H, Feskens EJM, Adam TCM, Goossens GH, Halford JCG, Harrold JA, Manios Y, Martinez JA, Blaak EE, Raben A. Effect of sweeteners and sweetness enhancers on weight management and gut microbiota composition in individuals with overweight or obesity: the SWEET study. Nat Metab. 2025 Oct 7. https://doi.org/10.1038/s42255-025-01381-z
(2) Schmitz SH, Aronne LJ. The SWEET spot for weight maintenance. Nat Metab. 2025 Oct 7. https://doi.org/10.1038/s42255-025-01382-y

Anja RothÖFFENTLICHKEITSARBEIT DEUTSCHLAND
Süßstoff-Verband e.V.
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