“Geschmäcker sind sehr unterschiedlich und individuell”

Interview mit Dr. Angela Kohl, Geschäftsführerin des Milchindustrie-Verbandes

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft plant ein Verbot für an Kinder gerichtete Lebensmittelwerbung. Was sind Ihre Hauptkritikpunkte am vorliegenden Gesetzesentwurf?

Dr. Angela Kohl: Die geplanten Werbeverbote richten sich keineswegs nur an Kinder, sondern gehen weit darüber hinaus. In der Praxis würde dies z.B. für Milchprodukte bedeuten, dass selbst ein ungesüßter Naturjoghurt mit einem Fettgehalt von 3,5 % und zahlreiche Käse umfassend von Werbung ausgeschlossen wären. Ein solches Werbeverbot für Milchprodukte, die natürlicherweise reich an hochwertigen Proteinen und Calcium sind, ist insbesondere für die Ernährung von Kindern nicht nachvollziehbar und setzt aus unserer Sicht ein völlig falsches Signal.

Ist das Lebensmittelangebot in Deutschland tatsächlich zu vielfältig, zu süß, zu fettig, zu salzig – also zu ungesund?

Dr. Angela Kohl: Das Lebensmittelangebot ist in Deutschland breit gefächert. Jeder Konsument hat so die Möglichkeit, sich ausgewogen nach seinen individuellen Bedürfnissen zu ernähren. Auch im Milchsektor ist eine breite Vielfalt von Produkten vorhanden (sämtliche Fettstufen, Produkte mit/ohne Frucht/Zucker etc,). Parallel dazu sind gesetzliche Standards einzuhalten (so sind z.B.) Trockenmasse oder Fettgehalt für Milch und Milchprodukte als Qualitätsmerkmal vorgeschrieben.

Das Ernährungsministerium ruft einerseits dazu auf zuckerhaltige Lebensmittel zu reformulieren, andererseits sollen kalorienfreie Süßstoffe nicht für die Reformulierung genutzt werden dürfen, weil das Ministerium das Ziel ausgerufen hat, den süßen Geschmack als solches zu reduzieren.
Wie bewerten Sie diesen geplanten staatlichen Eingriff mit Blick auf die unterschiedlichen Geschmacksvorlieben der Verbraucherinnen und Verbraucher?

Dr. Angela Kohl: Geschmäcker sind sehr unterschiedlich und individuell. Am Ende des Tages entscheidet der Konsument an der Ladentheke, ob er ein Produkt kauft oder nicht. Es kann nicht die Aufgabe des Staates sein festzulegen, was den Verbrauchern schmeckt und was nicht.

Welche Strategien sind aus Ihrer Sicht im Kampf gegen Übergewicht erfolgversprechend – auch mit Blick auf die Ernährungsstrategie, die aktuell ausgearbeitet wird?

Dr. Angela Kohl: Die Entwicklung von Übergewicht ist äußerst komplex und die eine, vermeintlich einfache Lösung gibt es nicht. Entscheidend ist, dass die Konsumenten überhaupt in die Lage versetzt werden, sich ausgewogen zu ernähren und gesund zu leben. Daher muss zukünftig viel stärker auf entsprechende Bildungs- und Bewegungsangebote fokussiert werden.

 

Über die Kampagne „Geschmäcker sind verschieden“:

Die Plakataktion des Süßstoff-Verbandes ist Teil der Kampagne #geschmaeckersindverschieden. Die Kampagne plädiert für Geschmacksvielfalt, ein großes Lebensmittelangebot sowie die freie Wahl der Verbraucherinnen und Verbrauchern und wendet sich im Umkehrschluss gegen Ernährungsverbote, politische Rezepturvorgaben und ein Geschmacksdiktat. Mit der Kampagne #geschmaeckersindverschieden begleitet der Süßstoff-Verband die aktuelle politische Debatte um Werbeverbote, Ernährungsstrategie und Reduktionsziele.

Mehr Informationen zur Kampagne finden Sie hier:
www.geschmaecker-sind-verschieden.de

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Anja RothÖFFENTLICHKEITSARBEIT DEUTSCHLAND

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