“Geschmacksvorlieben lassen sich nicht aberziehen”

Interview mit Christina Stumpp, Bundestagsabgeordnete der CDU

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft plant ein Verbot für an Kinder gerichtete Lebensmittelwerbung. Was sind Ihre Hauptkritikpunkte am vorliegenden Gesetzesentwurf?

Christina Stumpp: „Der Gesetzentwurf schießt weit am Ziel vorbei. Ich halte ihn für unverhältnismäßig und verfassungswidrig. Es ist völlig unverständlich, dass jetzt auch beispielsweise Butter, Goudakäse oder Fruchtjoghurt unter das Werbeverbot fallen sollen. Das sind weder an Kinder gerichtete Produkte noch Suchtmittel. Auch das geplante Verbot von Sportsponsoring ist kontraproduktiv, wenn wir mehr Bewegung wollen. Vereine mit Kinder- und Jugendmannschaften sind darauf angewiesen. Insgesamt zeigt das Vorhaben des BMEL, auf welchem ernährungspolitischen Irrweg sich die Ampel befindet. Hier werden rein ideologische Ziele verfolgt und den Bürgerinnen und Bürgern die Kompetenz abgesprochen, selbst zu bewerten und zu entscheiden. Weniger Bevormundung und mehr Eigenverantwortung würden unserem Land hier besser stehen.”

Ist das Lebensmittelangebot in Deutschland tatsächlich zu vielfältig, zu süß, zu fettig, zu salzig – also zu ungesund?

Christina Stumpp: „Wir haben ein Angebot von etwa 170.000 Lebensmitteln in Deutschland. Aus dieser großen Vielfalt an Sorten und Marken kann sich jeder und jede Produkte nach individuellen Wünschen aussuchen. Ich sehe keine Not, diese Auswahl einzuschränken, denn sie gewährt alle Möglichkeiten für eine abwechslungsreiche und gesunde Ernährung.”

Das Ernährungsministerium ruft einerseits dazu auf zuckerhaltige Lebensmittel zu reformulieren, andererseits sollen kalorienfreie Süßstoffe nicht für die Reformulierung genutzt werden dürfen, weil das Ministerium das Ziel ausgerufen hat, den süßen Geschmack als solches zu reduzieren.

Christina Stumpp: „Auch im Rahmen der Nationalen Reduktionsstrategie ist das Vorgehen nicht konsistent. Wer Unternehmen neue Rezepturen mit weniger Süßgeschmack nahelegt, aber zugleich Süßstoffe von der Bewerbung ausschließt, will Geschmacksdiktat statt Genuss. Das lehnen wir in der Union entschieden ab.”

Wie bewerten Sie diesen geplanten staatlichen Eingriff mit Blick auf die unterschiedlichen Geschmacksvorlieben der Verbraucherinnen und Verbraucher?

Christina Stumpp: „Dahinter steckt die Absicht, das Lebensmittelangebot zu steuern und somit nichts anderes als eine staatliche Bevormundung mündiger Verbraucher. Das mag vielleicht einer kleinen grünen Klientel gefallen. Bei der Mehrheit wird sich der Bundesminister jedoch die Zähne ausbeißen, denn Geschmacksvorlieben lassen sich nicht aberziehen. Unser Süßgeschmack ist genetisch geprägt.”

Welche Strategien sind aus Ihrer Sicht im Kampf gegen Übergewicht erfolgversprechend – auch mit Blick auf die Ernährungsstrategie, die aktuell ausgearbeitet wird?

Christina Stumpp: „Die Haupthebel sind Ernährungsbildung und Bewegung. Übergewicht kann man nur bekämpfen, wenn man weniger isst als man verbraucht. Entscheidend ist also die Kalorienbilanz, nicht das Verteufeln einzelner Lebensmittel. Wenn Kinder von klein auf lernen, sich ausgewogen und gesund zu ernähren, wenn sie motiviert werden, sich ausreichend zu bewegen, dann sind auch gelegentliche Süßigkeiten kein Problem. Das elterliche Vorbild spielt hierbei eine große Rolle.”

 

Über die Kampagne „Geschmäcker sind verschieden“:

Die Plakataktion des Süßstoff-Verbandes ist Teil der Kampagne #geschmaeckersindverschieden. Die Kampagne plädiert für Geschmacksvielfalt, ein großes Lebensmittelangebot sowie die freie Wahl der Verbraucherinnen und Verbrauchern und wendet sich im Umkehrschluss gegen Ernährungsverbote, politische Rezepturvorgaben und ein Geschmacksdiktat. Mit der Kampagne #geschmaeckersindverschieden begleitet der Süßstoff-Verband die aktuelle politische Debatte um Werbeverbote, Ernährungsstrategie und Reduktionsziele.

Mehr Informationen zur Kampagne finden Sie hier:
www.geschmaecker-sind-verschieden.de

Fragen & Antworten

Anja RothÖFFENTLICHKEITSARBEIT DEUTSCHLAND

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