Folge #03: Die Geschichte von Insulin und Diabetes
Zu Gast: Werner Neumann, Gründer und Leiter eines privaten Diabetes Museums
In der neuen Folge von so! was? süßes. haben wir mit Werner Neumann gesprochen. Der Münchner führt in seinem Wohnhaus ein privates Diabetes Museum. Seit über zwanzig Jahren sammelt er geschichtsträchtige Gegenstände rund um das Thema Diabetes und hat dabei schon einige Schätze aufgetan und eine Menge Wissen angehäuft. Im Podcast erzählt uns Herr Neumann, wie er zu seiner Leidenschaft gekommen ist und nimmt uns mit auf eine Zeitreise durch die Geschichte der Diabetestherapie.
All das erfahrt ihr in der aktuellen Folge unseres neuen Podcasts zu süßer Ernährung.
Viel Spaß beim Hören.
Transkription der Folge:
Sophie Samrock Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge So was Süßes, dem Podcast rund um das Thema süße Ernährung. Mein Name ist Sophie und mit mir im Studio ist heute wieder unsere Ernährungs- und Süße-Expertin Anja Roth. Hallo Anja!
Anja Roth Hallo Sophie!
Sophie Samrock Außerdem haben wir heute auch einen Gast aus München zugeschaltet. Herzlich willkommen Werner Neumann.
Werner Neumann Grüß Gott!
Sophie Samrock Schön, dass Sie heute bei uns sind. Heute, in dieser Folge soll es um das Thema Diabetes, genauer um die Historie von Diabetes und auch das Thema Insulin gehen. Herr Neumann, vielleicht können Sie sich unseren Hörerinnen und Hörern zu Beginn einmal kurz vorstellen.
Werner Neumann Ja, also guten Tag an alle Hörerinnen und Hörer. Mein Name ist Werner Neumann, ich wohne in München im Stadtteil Pasing. Bin jetzt 61 Jahre alt und habe mit meiner Tochter zusammen ein Museum gegründet im Jahr 2001, das sich vorrangig um den Diabetes kümmert.
Sophie Samrock Sie sind also quasi Experte auf dem Bereich Diabetes. Wenn man das so sagen.
Werner Neumann Ja, ich versuche mein Bestes.
Sophie Samrock (lacht) Es gibt auch eine eigene Folge noch mal mit einem Diabetes Betroffenen. Wenn euch das interessiert, dann hört da gerne mal rein.
Anja Roth Aber Herr Neumann, was war denn für Sie der Grund, überhaupt so ein Diabetes Museum zu eröffnen?
Werner Neumann Ja, also der Grund rührt letztendlich daher, dass meine Tochter damals mit 20 Monaten, im Jahre 1994, an Typ 1 Diabetes erkrankte. Ich bin selber Gas- und Wasser-Installateur, also ohne jegliche medizinische Vorbildung und habe mich dann natürlich erst mal um die Erkrankung meiner Tochter gekümmert, weil letztendlich ja doch die ganze Familie darunter “leidet”, also jetzt in Anführungsstrichen, aber es gibt halt dann Einschränkungen, wo man sich letztendlich kümmern muss, weil von alleine kommt das ja nicht alles zugeflogen. Und wir haben dann eben aus Frustrationen der Pharma(Anm. Der Redaktion -industrie) gegenüber, weil die Geräte wurden zwar kleiner und bunter, aber man musste immer noch stechen, haben wir uns dann irgendwann im Jahr 2001 verabredet, dass wir eben die Historie der Zuckerkrankheit sammeln und die dann in Anführungsstrichen der Nachwelt erhalten wollen.
Sophie Samrock Anja und und Sie kennen sich ja auch schon eine ganze Weile.
Anja Roth Ja, genau, weil ich habe den Herrn Neumann schon häufiger auf Kongressen getroffen. Also ich war selber noch nie in dem Diabetes Museum, leider. Das habe ich noch nicht geschafft.
Sophie Samrock Werden wir mal auf jeden Fall nachholen, wenn Ihr Narayen, auf jeden Fall.
Anja Roth Aber ich hatte das Glück, auf Kongressen und Tagungen eben Teile der Ausstellung zu sehen und war da wirklich immer direkt fasziniert von. Und das wäre natürlich jetzt auch noch mal schön von Herrn Neumann zu hören, was denn so die Besucher in seinem Museum zu erwarten haben. Was stellen Sie denn da aus?
Werner Neumann Ja gut also wir beginnen historisch 1722 mit einer Doktor-Schrift, haben dann das älteste Buch, nach meiner Kenntnis, von 1801 und kommen dann natürlich so 1890/1900 herum zu den ersten Geräten, die sich mit der Kontrolle der Blutzuckerverläufe kümmern und Harnzuckerverläufe. Die Blutmengen waren ja sehr groß, drum wurde dann im Regelfall mit Harnzucker gemessen. Und das wichtigste in meinen Augen ist selbstverständlich dann 1921 die Brauchbarkeitmachung von Insulin. Insulin wurde ja vorher schon gefunden. Nur letztendlich ist den Kanadiern das gelungen, dass man dann wirklich das Insulin auch für den Patienten und die Patientinnen brauchbar machen konnte.
Anja Roth Darüber werden wir gleich noch mal ausführlicher reden. Welche Rolle spielen denn Süßstoffe in Ihrem Museum?
Werner Neumann Die Süßstoffe spielen keine geringe Rolle. Da muss man dazu wissen, dass wird beim Diabetes, aufgrund der veränderten Insulinverabreichung – vorher hatte man gesagt, zum Essen wird gespritzt, dann wurde aber eine etwas gereinigtere Stufe von Insulinen auf den Markt gebracht, die allerdings als Depot-Insuline, sprich als Langzeit-Insuline gewirkt haben – Und demzufolge hat man dann den Diabetiker letztendlich in ein Korsett gezwängt, mit festen Spritz- und festen Essenszeiten. Und jetzt musste er natürlich schauen, wie er dann Süße, in Anführungsstrichen, in sein Leben bringt und das ist ohne die Süßstoffe und die Saccharine zu der Zeit undenkbar.
Anja Roth Ich glaube, sie haben da auch wirklich alte Süßstoff-Tabletten vor Ort, stimmt das?
Werner Neumann Ja, die Süßstoff-Tabletten beginnen bei mir mit den Saccharinen so Ende der 20er Jahre.
Anja Roth Wow, das ist alt, ja.
Werner Neumann Das sind dann in kleinen Glasröhrchen.
Anja Roth Hmmm, ich meine mich auch zu erinnern, auch so Plakate bei ihnen schon gesehen zu haben, wo die Süßstoffe drauf beworben werden.
Werner Neumann Die Plakate sind dann einmal von der Süßstoff GmbH. die gab es damals in Berlin ab 1936. Die haben dann für die alten Läden, da kennt man ja, das waren so kleine Blech Schilder, die wurden an den Türen montiert und da steht dann zum Beispiel Süßstoff-Verkaufsstelle drauf und solche Dinge. Ja, ja, aber das ist dann die 30er, 40er Jahre und dann eben noch mit Natreen und wie sie alle geheißen haben, später dann eben auch noch bis in die 60er, 70er Jahre.
Anja Roth Das sind wirklich auch schöne bunte Plakate, soweit ich mich erinnere. Also wirklich sehenswert!
Werner Neumann Also im Regelfall sind sie gelb und blau. Aber es gibt auch ein paar andere Farben, ja (lacht)!
Anja Roth Genau, schön bunt in gelb und blau. Sie hatten es eben schon angesprochen: Also es sind ja dann jetzt hundert Jahre Insulin. Das ist für sie ja auch ein wirklich ganz, ganz wichtiges Datum. Wir hatten ja schon mal kurz drüber gesprochen. Auf Ihrer Website haben Sie ja, glaube ich, auch den Countdown runterlaufen und dann haben Sie mir was von Ihrem Auto erzählt. Was hat Ihr Auto mit 100 Jahre Insulin zu tun.
Werner Neumann Ja, also dadurch, dass wir natürlich, jetzt momentan zwar nicht, aber normalerweise, auf die Veranstaltungen fahren, wollte ich das als Countdown sehen und hab dann einen hellblauen Streifen mit schwarzer Schrift drauf. Und demnach fahre ich jetzt seit ungefähr 3 Jahren, da habe ich diesen Countdown eingeläutet, bis eben jetzt 2021100 Jahre Insulin und habe diesen blauen Streifen immer wieder erneuert, Jahr für Jahr. Und der passt auch ganz gut, weil wir haben dann eben noch BF 1923 und das ist dann der Banting, Frederick, der den Medizin Nobelpreis 1923 bekommen hat, das ist dann auch mein Kennzeichen dazu.
Anja Roth Ach wirklich? Sie leben das ja wirklich in allen Formen. Was waren denn so, oder wo würden Sie sagen, sind bei Ihren Ausstellungsstücken so die Meilensteine der Therapie? Was sind so die wichtigsten Sachen, vielleicht, die Sie da haben?
Werner Neumann Ja gut, also mit Abstand das Wichtigste sind natürlich die alten Insulin-Fläschchen aus den 20er Jahren, dann die Werbung aus den 30er Jahren, dass man das alles ein bisschen nachvollziehen kann. Es gab ja dann unheimlich viele Firmen, die es dann auch gemacht haben und was dann natürlich noch ein Riesenschritt war, war die Blutzuckermessung dann letztendlich mit der Einführung der Streifen 1964 und der Geräte selbst dann so ab 1968/69, wo man dann eben das allererste Mal nur noch einen einzigen Teststreifen braucht. Und das Gerät wertet dann eben diese Blutprobe aus und man hat digital und vorher analog eben gesehen, wie hoch der Blutzucker im momentanen Bereich ist. Und vor allem haben sie dadurch ja ganz drastisch die Blutmengen geändert im Verhältnis zu dem, was man heute, um die Jahrhundertwende oder davor noch gebraucht hat.
Anja Roth Und gibt es denn da auch irgendwelche Lieblings-Ausstellungsstücke, die sie da haben oder besondere Formen?
Werner Neumann Bei den Lieblings-Ausstellungsstücken ist das immer mein Problem zu sagen, was ist mir am meisten wert? Es gibt unheimlich viele Dinge, da war ich ganz froh, dass ich sie bekam. Ich habe viele Dinge, Insulinpumpen, die Insulin Bezugskarte aus der Mitte der 1940er Jahre, wo ich einfach weiß, ich habe zehn Jahre an diesem Diabetiker hingeredet, bis er es mir dann gegeben hat in natura fürs Museum. Also so direkt sagen, so ein absolutes Highlight, hab ich nicht, weil es viel Krampf und viel langes Suchen erfordert hat, bis sie dann die meisten Dinge einfach bekommen haben.
Anja Roth Und haben Sie irgendwelche Anekdoten oder sagen Sie, das ist Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben, so in Hinsicht auf Ihr Museum.
Werner Neumann Ja gut, die Anekdoten, mit alten Insulinpumpe, wo ich einfach froh war, dass ich mal eine bekam, dass ich mir Bilder machen konnte, in der Annahme, ich würde diese Pumpe ja sowieso nie mehr sehen und nie mehr besitzen, geschweige denn bekommen, mit Insulinpumpen. Dann haben wir das gleiche Thema natürlich auch mit einzelnen Blutzucker-Messgeräten, mit Insulin-Pens also eigentlich auch querbeet durch alle Dinge und ich sag, manche sind mir zugeflogen, da habe ich gar nicht gewusst, dass es die gab, die ich dann von irgendeinem Wissenschafts-Kongress, wo ich irgendeinen ausländischen Arzt kennengelernt hab, der dann eben auch ein bisschen Historie zeigen wollte und wir sind dann ins Tauschen gekommen. Und dann gab es auf einmal Dinge, wie gesagt, von denen wusste icht gar nicht, dass sie überhaupt existiert haben. Und wie gesagt, es gibt dann die Spritzhilfen, so aus den 30er/40er Jahren, für die Leute, die sich selber nicht überwinden können. Die schauen noch ein bisschen aus wie Pistolen und das gleiche gibt es dann aus Plastik wieder in den 70er-Jahren, aus der ehemaligen DDR, beispielsweise.
Anja Roth Wahrscheinlich in Orange, oder? (lacht)
Werner Neumann nee, die waren blau und grau-schwarz und die gab es in allen möglichen Plastik-Farben. Rosa war auch dabei für die Mädels wahrscheinlich, ich hab keine Ahnung. Also für die Bübchen gab es halt dann hellblau und wie gesagt und dann einen Kugelschreiber, wo man dann eben nicht weiß, was das ist und dann werden da eben kleine Süßstoff-Tabletten eingelagert und der ist dann halt aus den 70er Jahren und man hat ja grad Ende der 70er bis Anfang/Mitte der 80er relativ viel in so Kugelschreiber Formen gepackt. Ob das dann Blutzucker-Messgeräte waren, Insulin-Pens oder dann, wie gesagt, eben auch kleine Süßstoff-Tabletten.
Anja Roth Ja verrückt. Haben Sie denn da auch besondere Kontakte knüpfen können?
Werner Neumann Ja gut, die besonderen Kontakte, da möchte ich jetzt einmal die Frau Anja Roth nennen! (lachen)
Anja Roth Jetzt werde ich rot! (lacht)
Werner Neumann Ich mein, man lernt dann nicht nur nette Leute kennen, aber dann doch die Vielzahl der Leute. Man hat dann nette Gespräche mit Wissenschaftlern und Doktoren. Gerad wenn man auf einem europäischen Kongress ist oder auch bei der Deutschen Diabetes Gesellschaft, aber auch auf einem ganz normalen Diabetiker-Tag ist es einfach schön, wenn eine 80 jährige ältere Dame kommt und mir erzählt, wie sie dann in den 40er und 50er Jahren noch gekämpft hat, um an Insulin zu kommen und diese Sachen. Weil das bereichert ja letztendlich dann auch das Museum, wenn man dann zu gewissen Exponaten einfach noch zwei, drei Sätze dazu sagen kann, die nicht im Internet stehen.
Anja Roth Ja, das ist wirklich faszinierend, was sich da auch in den 100 Jahren auch wirklich getan hat. In dem Bereich auf jeden Fall.
Werner Neumann Genau. Es war vorher eine tödliche Erkrankung, das muss man ganz klar sagen. Und jeder, der heute sagt, er muss Insulin spritzen, dem sage ich, er kann froh sein, dass er spritzen darf, weil das ist die Alternative, er kanns ja auch lassen.
Anja Roth Ja, genau.
Werner Neumann Aber das wird nicht lange gut gehen.
Anja Roth Kann man denn einfach so bei Ihnen im Museum vorbeikommen? Sitzen Sie da an der Pforte und öffnen dann die Tür, wenn man klingelt?
Werner Neumann Also die Türe öffne ich sicherlich. Eine Pforte haben wir keine. Weil das ist bei mir hier ein Reihen-Mittel-Haus und ungefähr 50 Prozent vom ersten Stock sind dann eben mit dem Museum belagert. Das sind die zwei ehemaligen Kinderzimmer mit acht und fünfzehn Quadratmeter. Daher ist klar, das mit acht Quadratmetern also maximal fünf Leute kommen sollten, weil es sonst keinen Sinn mehr macht. Und das andere ist, dass ich dringend darum bitte, dass sich die Leute auch anmelden, um die zwei, drei Tage vorher entweder per E-Mail oder per Telefon. Wie auch immer. Ich bin ja auch noch in Arbeit, also ein paar Jährchen habe ich noch. Ich habe ja vorher gesagt, ich bin 61, also die Früh-Rente wollen wir vermeiden, gesundheitlich. Und demzufolge habe ich noch mindestens zwei, zweieinhalb Jahre, wo man einfach noch ein bisschen was tun muss. Und demzufolge ist das Museum nicht ganztägig besetzt.
Sophie Samrock Das heißt, Sie wohnen im selben Gebäude, wie das Museum sich befindet.
Anja Roth Sie wohnen im Museum.
Sophie Samrock Ist ja sehr interessant.
Werner Neumann Es gab ja da auch mal einen Kinofilm “über Nacht oder Nachts im Museum oder so ähnlich, also das könnt man zur Not auch noch einrichten (lacht).
Sophie Samrock Wie kommen Sie denn eigentlich an Ihre Exponate ran? Also ist das so über die Kontakte, die Sie über die Jahre kennengelernt haben, oder wie funktioniert das genau?
Werner Neumann Also ein großer Teil kommt natürlich aus dem Internet, da fing ich dann 2001 an. Kann man ja offen und ehrlich sagen im Mai 1999 macht über in Deutschland auf. Stimmt. Ich bin einer der ersten Kunden in Anführungsstrichen gewesen und habe dann eben 2001 einen Blutzucker-Messgerät und ein Handzucker-Messgerät gesehen. Das war dann letztendlich mit dem Ganzen, was ich ja seit ‘94 angesammelt hatte, der Grund zu sagen, wir machen ein Museum auf viele viele andere Dinge wie die Insulinbezugskarte, die ich vorher schon erwähnt hab, aber auch alte Insulinpumpen, die bekommt man tatsächlich nur von Leuten, die damit gearbeitet haben, sprich Diabetes-Beraterinnen, Ärzte und Kliniken oder dann eben wirklich von den Patienten selber. Und wenn man sich das überlegt, die haben sich das eben 40-50 Jahre aufgehoben. Und darum versteht man dann auch im Nachgang vielleicht, dass der eine nicht seine Lebensgeschichte dem Erstbesten gibt, der jetzt gerade über die Straße läuft und meint, er müsste ein Museum eröffnen. Also das sind schwierige Prozesse. Aber wie gesagt, noch mal, es klappt. Ich bin oftmals erstaunt, was ich noch bekommen hab, obwohl ich nie damit gerechnet hätte, dass es irgendwo wieder auftaucht. Und so kommt dann das Museum zusammen. Wobei ich auch nicht im Internet jetzt alles auf Teufel komm raus kaufe, sondern ich versuche einfach wie jeder andere Sammler das Gebiet vollumfänglich abzudecken. Und wenn ich ein kaputtes Gerät habe, versuche ich ein Neues zu bekommen. Oder ich kaufe mir eher das Kaputte, bevor ich gar keins habe. Also man versucht das Ganze eben komplett zu machen, einigermaßen vernünftig aufzubauen und das auch die Leute, die letztendlich dann ins Museum kommen, auch tatsächlich sagen können, das war ein Tag, der hat sich rentiert oder ein halber Tag oder eine Stunde. Es kommt ja immer drauf an, wie viel Zeit die Leute mitbringen.
Sophie Samrock Wer kommt da so in Ihr Museum? Also sind es vor allem Betroffene, oder?
Werner Neumann Im Regelfall sind es Betroffene, die dann mit Angehörigen kommen. Es kann aber auch mal leicht sein, dass es eine Diabetes-Beraterin ist. Es kann auch sein, dass was weiß ich, einfach nur Nachbar sagt, ich möchte mir das jetzt mal anschauen, ich hab irgendwo was gelesen. Dann haben wir natürlich hier und da mal ein Fernsehteam da, dann auch mal Medienschaffende aller Couleur und ich freue mich, im Herbst soll ein Kinder-Reiseführer für Großstädte rauskommen und dann im Münchner sind dann eben wir drin und nicht das Deutsche Museum, weil das Deutsche Museum kennt jeder.
Sophie Samrock Achja super, das ist auch mal was anderes! Ja, das stimmt.
Werner Neumann Ja, genau. Also wie gesagt, es ist querbeet und man kann es jetzt pauschal nicht sagen. Im Regelfall, ganz klar, sind es dann Betroffene, die ist auch schon älter sind, schon länger haben die Erkrankung und dann natürlich auch hoffen, dass sie ihr erstes Blutzucker-Messgerät auch wieder sehen.
Anja Roth Sagen Sie uns doch noch mal die Website-Adresse von Ihrer Homepage, damit auch alle, die jetzt Lust bekommen haben Sie zu besuchen, sich dann noch mal informieren können.
Werner Neumann Also das ist ganz einfach Diabetesmuseum.de zusammengeschrieben. Oder man gibt, wenn man jetzt nicht genau weiß, wie mans schreibt bei Google einfach Diabetes Museum ein und dann sind wir im Regelfall sowieso die ersten.
Anja Roth Sind Sie denn auch die einzigen? Oder gibt es noch mehr?
Werner Neumann Ne also es gibt insgesamt, nach meiner Kenntnis, in Deutschland drei Stück. Da mache ich aber jetzt mal einen Bogen. Und zwar gibt es das Deutsche Diabetes Museum, das über verschiedene Stationen ab Anfang der 80er Jahre gegründet, jetzt am Bad Lauterberg ist. Da ist es so, dass die auch, sag ich jetzt mal so, die älteren Sachen in der Form haben wie ich. Bei den Neuen, helfe ich ihnen halt aus, wenn sie mir dafür was Älteres geben und dann gibt’s noch eins im ehemaligen Schloss Rheinsberg, das ist in der ehemaligen DDR nordöstlich von Berlin. Das sind drei oder vier Vitrinen. Da ists aber so, dass das zum Beispiel – letztes Jahr wollte wir das jetzt unbedingt mal anschauen, aufgrund einer Reise nach Berlin zur DDD Frühjahrstagung. Ich hatte es auch schon alles besprochen – Da ist es aber so, dass das eben Vitrinen sind, die sehr, sehr DDR lastig sein. Wobei ich dann aber sag, es muss die Möglichkeit geben, für einen Norddeutschen zu sagen, ich schaue mir alte Blutzucker-Messgeräte an. Ich habe jetzt nicht so das Kriterium, dass ich hier das Alleinstellungsmerkmal haben will, sondern einfach Leute, die sich dafür interessieren, können sich das auch anschauen. Und das, was wir jetzt in letzten Jahren auffällig machen, ist, dass wir da jetzt einfach versuchen, international auch den Leuten zu helfen, Museen aufzubauen. Also wir haben jetzt vor drei Jahren mit den Tschechen zusammen eins gemacht, wobei das sehr witzig ist, der kann kein Deutsch, ich kann kein tschechisch, Englisch können wir beide nicht so besonders gut. Und was wir aber momentan jetzt machen, ist ein Museum in Wien aufbauen, in Österreich. Da ist allerdings jetzt auch Corona-bedingt, in Anführungsstrichen, eigentlich die blanke Katastrophe, dass dieser Austausch wirklich funktioniert. Die haben von mir jetzt schon vier Kisten bekommen, vier Kisten stehen zur Abholung bereit. Also wie gesagt, die können expandieren, wenn sie Zeit und Lust haben und nach München dürfen. Weil Wien war ja auch so ein Hotspot.
Sophie Samrock Wie ist es bei Ihnen mit der Pandemie? Ab wann glauben Sie, ist da ein Besuch wieder möglich in Ihrem Museum?
Werner Neumann Also wir haben bis auf die sechs Wochen Lockdown. Im letzten Jahr haben wir durchgängig geöffnet gehabt. Okay, bei mir ist es so, dass ja immer eine Einzelperson ist ja zugelassen. Demzufolge kommt die Einzelperson. Die bekommen dann bei mir auch. Ich habe nun drei Stockwerke. In jedem Stockwerk befindet sich eine Sanitär Zelle um das sozusagen. Und die kriegen dann von mir ein Präparat gereinigt. Es desinfiziert die Toiletten Möglichkeit und immerhin das Wasser können sie sich selber einschließen. Ich sage auch wo das, wo das Glas steht, dann muss man immer schauen, wie weit sind die schon vorbereitet, was Impfungen angeht. Ansonsten muss man das halt dann auch mit der 4:2 Maske hier machen. Aber wie gesagt, der Bezug ist eingebrochen. Zweifelsfrei logisch. Aber wie gesagt, es war eigentlich durchgängig möglich. Weil ich bin jetzt nicht so der überängstlich Typ, sondern einfach ich halte es da mit einem Spruch von einem ehemaligen Arbeitskollegen, der verdienen kann und muss. Und es handelt sich um sterben und wir glauben ja man kann viel Angst haben, aber man muss ja da irgendwann einige Jahre seit der Zeit ganztägig in die Arbeit. Für mich ist als Gas und Wasser Installateur Home-Office nicht möglich. Und demzufolge wie gesagt sehr viel Angst hat, muss viel zittern. Man kann da übertreiben. Und mittlerweile als über 60 jähriger habe er meine erste Spritze bekommen.
Sophie Samrock Ja, sehr gut.
Werner Neumann Prima. Genau so etwas wird irgendwann wieder normal werden, denke ich.
Sophie Samrock Sie haben vorher kurz von dem Nobelpreisträger gesprochen, der den Medizin Nobelpreis korrigieren Sie mich, wenn es falsch ist für die Erfindung von Insulin bekommen hat, können Sie vielleicht noch mal kurz den Namen sagen und so ein bisschen die Historie.
Werner Neumann Also das war der Frederick Grant Belting, seines Zeichens Kanadier, ja orthopädische Chirurg, der zusammen mit seinem Professor an der Universität in Toronto die Möglichkeiten geschaffen hat. Und die haben dann beide für die Insulin Erfindung 1923 die Medizin Nobelpreis bekommen. Okay, jetzt beginnt allerdings der Streitpunkt unter diesen Historikern. Die Insulin Erfindung war wesentlich. Länger vorher schon. Das Problem allerdings ab 1900, ich sage jetzt mal acht, war, dass die Möglichkeiten im Tierversuch zwar funktioniert haben. Hmm. In dem Moment, wo man aber dann mit diesen Mitteln und Wässerchen bei den Menschen begonnen hat, begann das eine große Problem. Und zwar war es relativ verunreinigt. Das heißt, die Leute haben relativ schnell Entzündungen bekommen. An den Stellen zum einen. Zum anderen war es unmöglich zu sagen wann wird dieser Stoff und wann wirkt er nicht. Hmm, das heißt, die Dosierung war absolut neben jeder Spur gelaufen und das ist es, was die in Toronto dann richtig gemacht haben. Sie haben sich aus Amerika, also der McCloud aus Amerika, ein Professor geholt. Der hat dann so dieses Zettels klar oder wie das heißt, eingefügt und hat dann als Biochemiker diesen Pankreas das derart gestaltet, dass man zum einen die Verwendung hatte und zum anderen aber auch die Dosierung. Und mit diesen beiden Schritten sind sie dann am 23. Januar 1922 in die Universitätsklinik in Toronto gegangen und haben den damals elfjährigen Leonard Thompson das Weiterleben ermöglicht.
Sophie Samrock Das heißt, er war quasi der erste, der Insulin dann erfolgreich verabreicht bekommen hat.
Werner Neumann Es war der erste offizielle Mai bändigen hatte einen Studienkollegen, der nämlich genau zu der Zeit an Typ 1 Diabetes als an Insulin richtigen Diabetes erkrankt. Und das war dann der, der am Anfang zur Ader gelassen wurde. Der war praktisch. Ich sage jetzt einmal, dass Meerschweinchen schon von Belting und Best der besten war. Praktisch der Chemiker, der damals die Harn und Blutzucker Verläufe chemisch aufbereitet hat. Okay.
Sophie Samrock Ja, ist bestimmt interessant zu wissen für unsere Hörerinnen und Hörer, was das so mit der Historie auf sich hat. Wenn euch das genauer interessiert Wir haben auch eine eigene Themenwoche dazu auf unseren Social Social Media Kanälen. Also schaut da gerne mal vorbei unter so süß wie du. Dann kommen wir jetzt zu unserem Faktencheck.
Sophie Samrock Fakt 1, dass Diabetes Museum in München beherbergt zahlreiche Exponate zum Thema Diabetes Süßstoffe und Insulin. Mehr zum Privat Museum findet ihr unter www. Diabetes Museum pd. Fakt 2 Insulin wird in diesem Jahr 100 Jahre alt. Hierzu gibt es auch eine eigene Themenwoche auf Social Media unter So süß wie du. Fakt 3 Auch Süßstoffe spielen im Diabetes Museum eine Rolle, denn sie waren lange Zeit die einzige Möglichkeit für Diabetiker, Süßes zu genießen.
Anja Roth Prima. Jetzt haben wir, glaube ich, eine ganze Menge gelernt. Über die Geschichte, über das Diabetes Museum. Ich glaube, wir haben jetzt ganz viele Leute, die das sich gerne mal anschauen wollen und die jetzt auch vorab schon mal neugierig gemacht wurden. Wir kommen auf jeden Fall auch vorbei. Auf jeden Fall. Auf jeden Fall.
Werner Neumann Ich hoffe sehr
Sophie Samrock Genau dann würde ich sagen Ja, vielen Dank an Sie, Herr Neumann, für die Einblicke in das Thema Diabetes und die Historie und auch zum Thema Insulin. Und genau, wenn euch das Thema interessiert bzw. unser Podcast, dann schaltet auch gerne wieder beim nächsten Mal ein, wenn es wieder heißt So was Süßes. Und ja, wir freuen uns, wenn ihr weiterhin dran bleibt. Bis dahin macht’s gut. Tschüss und auf Wiedersehen.