Irrtum – Süßstoffe führen dazu, dass man sich an den süßen Geschmack gewöhnt

Korrekt ist: Süßstoffe werden im Endprodukt in erheblich geringeren Dosen als Zucker eingesetzt. Das liegt daran, dass sie ausgehend von der gleichen Menge deutlich süßer sind als Zucker. Produkte, die mit Süßstoff gesüßt sind, sind also nicht süßer als mit Zucker gesüßte Produkte. 

Die Süßstoff-Expertin und Diplom-Oecotrophologin Anja Roth (vormals Krumbe) erklärt in diesem Video, was dran ist an dem Mythos, dass durch Süßstoffe die Lust auf Süßes zunimmt.

Wie viel süß uns lecker schmeckt, ist individuell sehr unterschiedlich. Studien zeigen, dass die individuelle Süß-Schwelle (d.h. wie süß man es mag) kaum beeinflusst werden kann. Die Vorliebe für den süßen Geschmack wird uns evolutionsbedingt in die Wiege gelegt. Sie führt nicht unbedingt dazu, dass vermehrt Süßes gegessen wird.

Denn wie und ob sich im Laufe unseres Lebens das Geschmacksempfinden ändert, ob wir ein „Süßschnabel“ werden oder es lieber herzhaft mögen, hängt teilweise von unserer Genetik ab, wird aber auch maßgeblich vom Umfeld bestimmt in dem wir heranwachsen. Jeder Mensch bildet dabei im Laufe seines Lebens sein individuelles Geschmacksarchiv – mit Vorlieben und Aversionen – aus. Wer einen besonders ausgeprägten „süßen Zahn“ hat, erntet allerdings oft schiefe Blicke. Gerne Süß zu mögen gilt unfairerweise oft als persönliche Schwäche.

Literaturanalysen zum Thema „süßer Geschmack“, die über 30 Jahre wissenschaftliche Studien umspannen, zeigen Anhaltspunkte dafür, dass Süßstoffe nicht den Appetit auf Süßes steigern. Personen, die Süßstoffe in ihre Ernährung integrieren, neigen sogar eher dazu weniger zuckerhaltige Lebensmittel zu konsumieren. So können wissenschaftlich fundierte und übereinstimmende Daten zeigen, dass der Appetit auf süß schmeckende Produkte bei Personen, die Süßstoffe verwenden, reduziert werden kann.